Vom Wert der Natur

Sinn und Unsinn einer Neuen Ökonomie der Natur

Grüne Ökonomie ist die neue Hoffnung. Sie soll eine Antwort auf die großen ökologischen Krisen sein. Mit ihr gewinnt auch eine neue ökonomische Sichtweise auf die Natur und ihre „Dienstleistungen“ an Fahrt. Die ökonomische Nutzung der Natur und der natürlichen Ressourcen ist Teil des Mensch-Naturverhältnisses und damit an sich nicht neu, auch wenn sich dieses stets ändert und sich in ganz verschiedenen Markt- und Gesellschaftssystemen niederschlägt.

Was neu an der Neuen Ökonomie der Natur ist, ist, dass wir ihr nicht nur etwas entnehmen und das Entnommene zu einem Produkt oder Gut verwandeln. Vielmehr sollen nun Leistungen der Natur, wie etwa die Wasserfilterung durch das Moor oder die CO2-Speicherkapazitäten eines Waldes zu einer profitablen Quelle werden. Neben dem Wasser, der Luft, der Nahrung und den natürlichen Rohstoffen an sich, die der Mensch braucht, rücken damit nun auch andere, indirekte Ökosystemdienstleistungen in den Fokus. Mit diesem ökonomischen Motiv soll die Natur wirkungsvoller geschützt werden als mit klassischer Naturschutzpolitik. Die Arbeitshypothese der Verfechterinnen und Verfechter einer neuen ökonomischen Sichtweise auf die Natur lässt sich auf folgende Kurzformel bringen: Das, was Natur für die Menschen leistet, ist unsichtbar und ökonomisch bisher nicht in Wert gesetzt.

Das ist gleichzeitig der Grund für ihre Zerstörung und Übernutzung. Natur und ihre „Dienstleistungen“ sollen nicht nur wertgeschätzt und volkswirtschaftlich sichtbar werden, sondern einen Geld-Wert bekommen, um sie zu schützen. Das ist das neue Mantra. Zentrale Begriffe in den neuen Konzepten der Grünen Ökonomie sind u. a. Naturkapital und die Bezahlung für Ökosystemdienstleistungen (Payments for Ecosystem Services – PES). Und sie halten Einzug in die Klima- und Naturschutzpolitik sowie in die internationale Entwicklungszusammenarbeit.

Der Gedanke wird nicht nur populärer – so zählt die Weltbank zu einer der wichtigen Protagonisten des neuen Konzepts und das Konzept von Naturkapital und PES scheint auch für den Privatsektor attraktiv zu werden –, er ist auch höchst umstritten. Geht es nun um die Wertschätzung der Natur, darum den Wert der Natur lediglich zu berechnen, Naturkapital sichtbar zu machen und auf diesem Weg politisches Handeln zu befördern? Oder geht es doch ausschließlich um die Einbettung der Natur und ihrer monetarisierbaren Dienstleistungen in unsere kapitalistische Marktlogik. Sind wir bereits auf dem Weg, Natur und ihre Dienstleistungen in Form handelbarer Zertifikate und Derivate in einem Maße zu monetarisieren, dass auch der Natur- und Umweltschutz für die Finanzmärkte kompatibel wird, was viele Kritiker befürchten? Wo macht Valuing Nature oder gar PES Sinn? Wo gehen die neuen Ansätze in die falsche Richtung? Was sind die politischen Hintergründe für diese neue Welle der Inwertsetzung von Natur?

 

 

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Neue Ökonomie der Natur: Eine kritische Einführung
von Thomas Fatheuer
Schriften zur Ökologie
Erscheinungsdatum: Dezember 2013
Seiten: 72
License: CC-BY-NC-ND
zur Publikation
 

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
Februar 2014
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung
Seitenzahl
16
ISBN / DOI
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