Private Spiele?

Die öffentlichen Kosten, die das Olympia-Budget verschweigt
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Mit den Olympischen Spielen 2016 endet für Rio de Janeiro ein Jahrzehnt von Megaevents. Nach den Panamerikanischen Spielen 2007, den Internationalen Militärspielen 2011, Rio+20 (Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung) 2012, dem Weltjugendtag 2013, dem FIFA-Konföderationen-Pokal 2013 und der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2014 sollen die Spiele 2016 einer verwandelten Stadt mit einer Feier des Sports und der Völkerverständigung die Krone aufsetzen.

Die Schönheit Rio de Janeiros, die Liebe zum Sport, die Aufgeschlossenheit und gute Laune der Brasilianerinnen und Brasilianer – diese Vorstellungen verbindet die Welt mit der Aussicht auf Olympische Spiele in Rio. Allerdings stellt sich die Realität als sehr viel härter dar, als die Fernsehbilder und das Marketing das glauben machen. Die Olympischen Spiele als Geschäft und die Art, wie die öffentliche Hand die damit verbundenen Ressourcen lenkt, machen Rio zum Schauplatz dauernder Menschenrechtsverletzungen und verstärken die Effekte eines ungleichen und ausschließenden Stadtkonzepts. Die Hoffnungen einer ganzen Stadt auf Veränderung zum Wohl der Allgemeinheit wurden enttäuscht, und damit hat das Olympische Projekt Millionen von Einwohnerinnen und Einwohnern Rio de Janeiros gründlich die Laune verdorben.

Das gegenwärtig verfolgte Stadtkonzept und die ernsten Menschenrechtsverletzungen wurden bislang zwar regelmäßig, aber in begrenztem Rahmen analysiert und angeprangert. Dieser Artikel ist ein Beitrag dazu: Er soll die wirklichen Kosten der Olympischen Spiele darstellen. Wir wollen den offiziellen Erklärungen Fakten gegenüberstellen und deutlich machen, wer die Hauptnutznießenden der Olympischen Spiele sind und welche Interessen sie verfolgen. Allerdings erfordert es olympiareife Anstrengungen, sich durch das Dickicht der Budgets der Spiele zu kämpfen. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen auf Rio 2016 war bereits die Rede von den «Dunklen Spielen». Die Regierenden in Brasilien haben jedenfalls noch eine Marathonstrecke vor sich, um wenigstens ein Minimum an Transparenz und Partizipation zu erreichen.

Während der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele werden alle Augen auf Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und auf den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, gerichtet sein. Neben ihnen wird Eduardo Paes, der Bürgermeister Rio de Janeiros, sitzen. Als Bürgermeister der Gastgeberstadt ist Paes einer der glühendsten Verfechter des Megaevents. Er und seine Verwaltung haben wiederholt bekräftigt, dass der größte Teil der Kosten für die Spiele von der Privatwirtschaft getragen wird. Hier aber täuscht er sich und die Öffentlichkeit.

Gegen den offiziellen Diskurs setzen wir einen Beitrag zur öffentlichen Debatte über die Finanzierung der Spiele. Dies scheint in Zeiten einer Finanzpolitik, die auf allen Verwaltungsebenen des Landes Budgets im sozialen Bereich kürzt, von besonderer Bedeutung zu sein. Im ersten Teil geben wir die offiziellen Daten über die Finanzierung der Olympischen Spiele wieder. Wir werden dann diese Daten in Frage stellen, indem wir aufzeigen, dass es öffentliche Mittel gibt, die in diesen Daten nicht auftauchen oder als privatwirtschaftlich verschleiert sind. Schließlich werden wir einige der Akteure vorstellen, die die Hauptnutznießenden der Ausrichtung der Megaevents und des dabei verfolgten Stadtkonzepts sind.

Verfasst von Julia Bustamante und Caio Lima, Instituto Políticas Alternativas para o Cone Sul (PACS).

Übersetzung aus dem Portugiesischen ins Deutsche: Manuel von Rahden.

Die portugiesische Version des E-Papers finden Sie hier:
http://br.boell.org/pt-br/2016/07/07/o-que-esconde-os-gastos-dos-jogos

Die englische Version des E-Papers finden Sie hier: https://www.boell.de/en/2016/07/08/private-spiele

 

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
Juni 2016
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung
Seitenzahl
14
Inhaltsverzeichnis
  • Wie viel Geld kosten die Olympischen Spiele wirklich? Das ursprüngliche Budget
  • Was verschweigt der offizielle Diskurs?
  • Wer gewinnt Gold?
  • Schlussfolgerungen
  • Impressum
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