Der Nachlass von Heinrich Böll und der Einsturz des Stadtarchivs in Köln

Foto: Raimond Spekking/Wikipedia, Das Bild wurde veröffentlicht unter der „ GFDLGNU-Lizenz für freie Dokumentation “

4. März 2009

„Unbeschadet blieb vom Einsturz des Historischen Stadtarchivs von Köln nur dies: Materialien für die große Heinrich-Böll-Gesamtausgabe, von der 21 der insgesamt 27 Bände bereits erschienen sind. Aber auch nur deshalb, weil man für die Forschungsarbeit Kisten mit wertvollen Manuskripten und Korrespondenzen aus dem Nachlass vom Stadtarchiv ins Böll-Archiv transportiert hatte“, meldete das Bocholter-Borkener Volksblatt auf seiner Website am Abend des 3. März.

Jochen Schubert, Mitarbeiter der Heinrich-Böll-Stiftung im Kölner Heinrich-Böll-Archiv und Mitherausgeber der Kölner Ausgabe der Werke Heinrich Bölls, berichtet: „Noch nie ist mir derart deutlich geworden, was es bedeutet, historische Dokumente, zur überlieferbaren Schrift gewordenes Denken nicht mehr in die Hand nehmen zu können.“ Schubert zählt auf, was im zerstörten Historischen Archiv von Heinrich Böll lagerte: sämtliche 1984 von der Stadt erworbenen Nachlassteile Bölls. Typoskripte der Erzählungen, der Romane, der essayistischen Schriften und Reden von 1947 bis 1985 in Form einer die teilweise verschiedenen Textstufen dokumentierenden umfangreichen Überlieferung. Hinzu kommen ca. 80 000 Briefe sowie weiteres dokumentarisches Material, etwa die Nobelpreisurkunde, Materialien von Bölls PEN-Präsidentschaften. Insgesamt waren es ca. 140 Regalmeter voll mit Kisten, in denen jeweils hunderte von Blättern lagerten.

Auch der Kontext von Bölls Werk existiert nicht mehr. Zum Beispiel hatte Kiepenheuer & Witsch dem Historischen Archiv sein Verlagsarchiv übergeben.
Glück im Unglück: Für die Kölner Böll-Ausgabe sind Teile aus dem Bestand des Historischen Archivs ausgeliehen worden, das sich für die Bearbeitung im Böll-Archiv befindet. Dadurch ist einiges gerettet worden Die Edition der noch ausstehenden sechs Bände der Kölner Ausgabe ist also nicht gefährdet.