Ethnonationalismus und State Building

6. März 2008

Nation- und State-Building ist im Zusammenhang mit fragilen Staaten und „post-conflict reconstruction“ eine der zentralen Herausforderungen seit 1989 und zunehmender Diskussionsgegenstand der internationalen Politik.
 
In den in Politik, Politikberatung und Wissenschaft stattfindenden Diskussionen wird dabei zunehmend der Begriff „State Building“ favorisiert. Zum Begriff „Nation-Building“ wird zumeist kritisch angemerkt, es handele sich dabei um sehr langfristige Prozesse, auf die externe Akteure nur sehr begrenzt einzuwirken in der Lage seien. 
 
Jenseits der Frage nach der Richtigkeit dieser These ignoriert diese Feststellung jedoch, dass die internationale Gemeinschaft, wo sie in post-Konflikt-Gesellschaften im „State-Building“ aktiv ist, sich zunehmend konfrontiert sieht mit ethnonationalistischen Fragestellungen. Wo ethnische oder religiöse Konflikte die gesellschaftspolitische Realität dominieren, ist die internationale Gemeinschaft daher gezwungen, im Rahmen ihrer State-Building Aktivitäten darauf einzugehen. Die daraus folgenden Positionierungen wiederum - etwa in Fragen der Ausgestaltung staatlicher Institutionen, der Verfassungsgebung und der institutionellen Rahmenbedingungen von politischem Pluralismus - haben Auswirkungen darauf, welche Formen ethnische und/oder religiöse Konflikte annehmen, und welche gesellschaftspolitische Bedeutung diese erlangen.
 
Die Heinrich-Böll-Stiftung wird sich daher im Rahmen einer internationalen Tagung mit der Frage auseinandersetzen, wie die internationale Gemeinschaft in den zurückliegenden 15 Jahren mit dem Phänomen Ethnonationalismus und religiöse Fragmentierung umgegangen ist, und welche Lehren daraus für die Zukunft gezogen werden können. Neben der Frage nach den Instrumenten internationaler Politik wird es darum gehen, aus der politischen Praxis des State-Building Prinzipien zu identifizieren, die Elemente für eine zukünftige internationale Politik sein können.

 

Veranstaltungszeit
Freitag, 4. April 2008 (9.00 - 19.00 Uhr)

Veranstaltungsort

Abgeordnetenhaus von Berlin
Niederkirchnerstraße 5
10117 Berlin-Mitte

Konferenzsprachen:
Alle Redebeiträge zur Konferenz werden simultan vom Englischen ins Deutsche und umgekehrt übersetzt.

Weitere Informationen:
Dr. Azra Dzajic-Weber, Referentin Südosteuropa/Osteuropa/Kaukasus,
Fon: +49-30-285 34 381
E-Mail: dzajic@boell.de

Bastian Hermisson, Referent Außen- und Sicherheitspolitik
Fon: +49-30-285 34 380
E-Mail: hermisson@boell.de
 
Melanie Sorge
Fon:+49-30-440 34 077
E-Mail: melanie@boellstiftung.org

ReferentInnen


Bodo Weber
, Universität Hannover

Walter Kaufmann, Direktor, Regionalbüro Südlicher Kaukasus, Heinrich-Böll-Stiftung

Heiko Wimmen, Stellvetretender Direktor, Büro Mittlerer Osten, Heinrich-Böll-Stiftung

Radha Kumar, Director, Mandela Centre for Peace and Conflict Resolution at Jamia Millia Islamia University, Trustee of the Delhi Policy Group

Ghassan Al-Atiyyah, Executive Director, Iraq Foundation for Development and Democracy

Benoit Lechat, Etopia, Centre d'animation et de recherche en écologie politique

Fawwaz Traboulsi, Außerordentlicher Professor für Geschichte und Politik, Lebanese American University

Ulrich Schneckener, Forschungsgruppenleiter, Forschungsgruppe Globale Fragen, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)

Joscha Schmierer

Geneviève Warland, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Saint-Louis in Brüssel

Hintergrundtexte

Die Krise der bosnisch-herzegowinischen Universitäten und die Perspektiven von Nachwuchswissenschaftlern
The crisis of the B-H-universities and the prospects of junior scholars
 (PDF)
(dreisprachig bosnisch-deutsch-englisch), Sarajevo 2007
Eine Studie zur Ethnisierung der bosnischen Universitäten und der Statebuilding-Politik der IG im Hochschulbereich
Von Bodo Weber, Universität Hannover

"Ein Täter vor Gericht. Der Prozess gegen den bosnisch-serbischen Politik Momcilo Krajisnik" (PDF), in: Der Überblick Nr.02(2007); - über die Arbeit den UN-Kriegsverbrechertribunals für da ehemalige Jugoslawien in Den Haag
Von Bodo Weber, Universität Hannover

Letter from a German
On Attempts To Reform A State Without Society – A Few Reflections
 (PDF)
Foreign Policy Review Nr.2 (2007), Sarajevo
Ein Artikel über das Scheitern der Statebuilding-Politik der IG in Bosnien-Herzegowina
By Bodo Weber, Universität Hannover

Die Rolle von Nichtregierungsorganisationen bei der Bearbeitung von Konflikten im Südkaukasus (PDF)
Von Walter Kaufmann

The EU and Conflict Resolution in Georgia
Conflict resolution in Abkhazia: Where do we stand? (PDF)
Venue: Paris, EU Institute for Security Studies
Date: Monday 15 October 2007
By Walter Kaufmann

Georgien im Ausnahmezustand (PDF)
Ein Bericht aus Tbilisi.
Von Walter Kaufmann

Nationalismes: le débat des historiens belges (PDF)
Le dossier: la revue nouvelle - Janvier 2008
By Geneviève Warland

An alphabetic guide to the Belgian community dispute
By Benoit Lechat, chargé d’études à Etopia