Anne Klein: Kämpferin für Frauenrechte und gleichgeschlechtliche Lebensweisen

Anne Klein * 2. März 1950 in Körprich im Saarland
† 23. April 2011 in Berlin

Anne Klein hat sich als Juristin und Politikerin mit ganzer Kraft für feministische und frauenbewegte Anliegen und Forderungen engagiert. Nach ihrem Abitur am Dillinger Realgymnasium hat Anne Klein in Saarbrücken zunächst Psychologie, dann Jura studiert. Zu ihrem Referendariat kam sie ab 1975 nach Berlin. Sie engagierte sich in der Berliner Frauenbewegung und rief mit ihren Mitstreiterinnen das erste Berliner Frauenhaus und das erste feministische Rechtsberatungszentrum im Berliner Stadtteil Kreuzberg ins Leben: Frauen brauchten die ganze Energie weiblicher Juristinnen! Nach ihrem Staatsexamen im Jahr 1978 gründete sie die erste auf Frauenrechte spezialisierte Anwaltskanzlei in Berlin.

Als 1983 die Grünen das erste Mal in den Bundestag gewählt wurden, engagierte sich Anne Klein auch in der parlamentarischen Arbeit – als Referentin der grünen Bundestagsfraktion für den
Arbeitskreis «Frauen, Antidiskriminierung, Soziales». Sie verfasste mit anderen Frauen den ersten Gesetzentwurf der grünen Bundestagsfraktion für ein «Antidiskriminierungsgesetz», das einige Jahre später – in veränderter Fassung – in den Deutschen Bundestag eingebracht wurde. Die Verankerung feministischer Politik bei den Grünen und die Stärkung von Frauen, die Politik machen, waren Anne Kleins wichtigste Ziele in dieser Arbeit.

In der ersten Berliner rot-grünen Koalition mit dem Regierenden Bürgermeister Walter Momper wurde sie am 15. März 1989 als parteilose Kandidatin für die Alternative Liste zur Senatorin für Jugend, Frauen und Familie gewählt und brachte eine Vielzahl von Innovationen zur Stärkung der Rechte von Frauen und gleichgeschlechtlichen Paaren in die Politik und Verwaltung ein. Sie schuf das damals völlig neuartige Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Sie sicherte das Projekt Wildwasser für von sexuellem Missbrauch betroffene Mädchen finanziell ab. Zufluchtsorte für Frauen und Mädchen in Krisensituationen und Opfer von Menschenhandel sind durch ihre Initiative entstanden. Sie unterstützte die Beseitigung der rechtlichen und sozialen Diskriminierung von Prostituierten. Zudem setzte sie durch, dass die in Frauenhäusern Schutz suchenden Frauen nicht mehr für die Zuflucht bezahlen müssen. Berlin verdankt Anne Klein das erste Landesantidiskriminierungsgesetz.

Nach dem Ende der rot-grünen Koalition in Berlin im November 1990 arbeitete  Anne Klein wieder als Rechtsanwältin. Sie engagierte sich in diversen berufsständischen Organisationen: So war sie Mitglied des Vorstandes der Rechtsanwaltskammer Berlin; von Juni 1999 bis Dezember 2006 bekleidete sie das Amt der Präsidentin des Versorgungswerkes der Rechtsanwälte in Berlin und erreichte den Versorgungsanspruch auch für gleichgeschlechtliche Hinterbliebene; viele Jahre war sie Mitglied der Strafrechtskommission des Deutschen Juristinnenbundes. Mitte 2006 wurde sie zur Vizepräsidentin der Anwaltsunion Deutschland gewählt. Sie war bis zuletzt als Fachanwältin für Familienrecht und Notarin in Berlin tätig.

Im April 2011 erlag sie einem Krebsleiden.