No Body is Perfect. Der Umbau des menschlichen Körpers

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30. September 2008
Schönheitschirurgie, Anti-Aging-Programme, Lifestyle Psychopharmaka, neurologische »Hirnschrittmacher«, Doping, gentechnische Verbesserungen. Aktives Life-Styling soll eine gezielte Manipulation, Modifikation und Potenzierung des menschlichen Körpers bewirken. Der Patient wird mehr und mehr zum Kunden, der Arzt zum Dienstleister, aus Therapie wird »Enhancement«.

Zweifelsohne belehren uns kulturhistorische und ethnologische Studien darüber, dass es zu allen Zeiten und in allen Kulturen Techniken der Körperzüchtigung und -zierde gegeben hat. Dennoch ist es offensichtlich, dass der derzeitige Zuwachs entsprechender Praktiken ein bisher nicht gekanntes Ausmaß angenommen hat. Wie lässt sich der zu beobachtende Zuwachs an perfektionierenden Körpermanipulationen an die kulturelle und sozioökonomische Lage rückkoppeln, mit der sich spätmoderne Individuen nach der Jahrtausendwende konfrontiert sehen? Dem vermeintlichen Zuwachs an Lebensqualität seitens der Betroffenen stehen moralische Bedenken hinsichtlich zwanghafter gesellschaftlicher und kultureller Anpassung, unwiderruflicher Grenzüberschreitungen oder bedrohlicher Tendenzen zur autoaggressiven Selbstverstümmelung gegenüber. Der Mensch unterzieht sich einer »transhumanen Expansion«. Es hat den Anschein, als sei längst eine Art »Dialektik der Selbstvervollkommnung« im Gange: Das menschliche Streben nach Perfektion schlägt ins Monströse um.

  • Prof. Dr. Kurt Bayertz (Universität Münster)
    Vortrag (PDF, 48 KB)

  • Prof. Dr. Christoph Menke (MenschenRechtsZentrum der Universität Potsdam)
    Kommentar (PDF, 34 KB)