Erlangen: "Stadträtinnen übernehmen gerne Verantwortung"

Erlangen gewinnt das 4. Genderranking
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Erlangen gewinnt das 4. Genderranking

Der Spitzenposition Erlangens im Genderranking liegt eine lang zurückgehende Förderung von Frauen in Politik, Verwaltung und der Stadtgesellschaft insgesamt zu Grunde.

Wir freuen uns sehr darüber, dass Erlangen im Genderranking 2017 der Heinrich-Böll-Stiftung nicht nur an der Spitze in Bayern, sondern in ganz Deutschland steht.

Diese Spitzenposition kommt nicht von ungefähr, sondern ihr liegt eine lang zurückgehende Förderung von Frauen in Politik und Verwaltung wie auch in der Stadtgesellschaft insgesamt zu Grunde, die bis in die 1980er Jahre zurückreicht. Auch das in dieser Zeit entwickelte Stadtmotto „offen aus Tradition“ hat einen positiven Einfluss auf die Stellung der Frauen und die Frauenförderung.

Die grüne Fraktion ist seit 1984 im Erlanger Stadtrat vertreten. Seitdem hat sie unverändert eine quotierte Wahlliste aufgestellt, d.h. mindestens jeder zweite Platz ist mit einer Frau besetzt. Auch die Erlanger SPD tritt mit einer solch quotierten Liste seit 1990 zur Stadtratswahl an.

SPD und Grünen ist es auch zu verdanken, dass bereits 1986 in Erlangen eine Gleichstellungsstelle geschaffen wurde. Damals war dies erst die zweite in ganz Bayern. Auch entstanden zu dieser Zeit Einrichtungen wie das Frauenhaus, das Frauenzentrum sowie der Frauennotruf. Das bedeutet, dass die Rechte von Frauen in Erlangen schon sehr früh im Mittelpunkt standen und Thema in der öffentlichen Wahrnehmung waren. Diese Einrichtungen haben somit eine lange Tradition und sind auch heute noch selbstverständlich in der Erlanger Stadtgesellschaft aktiv.

Erlanger Frauen sind selbstbewusst und nutzen ihre Chancen effektiv. So werden derzeit die drei großen Fraktionen (SPD, CSU und Grüne/GL) von Frauen geführt und das zweite und dritte Bürgermeisteramt sind von Frauen besetzt. Obwohl sich der Anteil von Frauen im Erlanger Stadtrat im Vergleich zum Genderranking 2013 minimal verschlechtert hat, hatte dies keinen negativen Einfluss auf das Ranking. Der Anteil von Frauen im Erlanger Stadtrat liegt stabil um die 45 Prozent. Der maßgebende Zuwachs von Frauen in kommunalpolitischer Verantwortung liegt in den Vorsitzenden von Ausschüssen. Dabei ist bemerkenswert, dass alle beschließenden Ausschüsse von Frauen geleitet werden, sofern nicht der Oberbürgermeister selbst den Vorsitz innehat.

Dies liegt unseres Erachtens daran, dass das Geschlecht bei dieser Wahl keine Rolle gespielt hat. Vielmehr liegen diesen Entscheidungen politische Abwägungen zu Grunde. So werden die Ausschussvorsitzenden durch die Mehrheit des Erlanger Stadtrates gewählt. Die Erlanger Stadträtinnen scheuen sich nicht davor Verantwortung zu übernehmen und bekunden offensiv ihr Interesse an solchen Positionen. Sofern ein Ausschussvorsitz der größten Fraktion, die nicht der Koalition angehört, angetragen wird, ist es sogar naheliegend, dass dieses Amt von der Fraktionsvorsitzenden übernommen wird.

Mit zwei Bürgermeisterinnen führen auch zwei Frauen jeweils ein Referat bzw. Dezernat innerhalb der Stadtverwaltung. Es ist üblich, dass die/der zweite und dritte Bürgermeister/in auch Referent/innen bzw. Dezernent/innen sind.

Das positive Bild, das hier über die letzten Jahre entstanden ist, gilt es zu erhalten. Es zeigt sich aber am Beispiel Erlangen, dass Frauenförderung strategisch und strukturell angelegt werden muss, um langfristige Erfolge zu erzielen. Die Anstrengungen dürfen nicht nachlassen. Selbst wenn Genderequality in der (Kommunal-)Politik gelungen sein mag, so mangelt es daran in der Wirtschaft noch allemal. Unseres Erachtens liegt das gute Abschneiden an der durch die Grünen und die SPD sich selbst auferlegten Quoten von 50 Prozent. Auch für die Wirtschaft sollte eine Frauenquote eingeführt werden.