Strommast

Vorwärts mit Katalysator

Patentierte Techniken können nicht nur helfen, die Pariser Klimaziele einzuhalten. Sie können auch dafür sorgen, dass Deutschland weiter ein Innovationsstandort und Anbieter grüner Technologien bleibt.

Die Bewältigung des Klimawandels und der Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung erfordern ein Wirtschaftswachstum, das mit und nicht gegen die Umwelt arbeitet. Die gute Nachricht ist, dass wir die dafür erforderlichen Produkte und Verfahren in vielen Fällen bereits kennen – auch dank patentierter Innovationen, den Katalysatoren der grünen Transformation.

Patente zählen zu den intellektuellen Eigentumsrechten und sind einer der Eckpfeiler wissensbasierter Volkswirtschaften. Für einen maximalen Zeitraum von üblicherweise 20 Jahren werden dem Besitzer exklusive Nutzungsrechte an dem patentierten Verfahren oder Produkt verliehen, wodurch das Recht eingeschlossen ist, anderen die Benutzung der Erfindung zu untersagen. Patente befördern Innovationen, und die sind für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft unerlässlich. Sie kommen auch den Unternehmen der deutschen GreenTech-Branche zugute, die im Jahr 2016 mit einem Anteil von 14 Prozent am globalen GreenTech-Markt zu den führenden Anbietern von Umwelt- und Klimaschutztechnologien zählten.

Deutschland profitiert dabei dank seiner Innovationsstärke, Exportorientierung und Systemkompetenz von der weltweit steigenden Nachfrage nach GreenTech und kann durch den Handel mit grünen Technologien einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. So können Entwicklungsländer durch den Einsatz von GreenTech die ressourcen- und emissionsintensive Wachstumsphase vieler entwickelter Länder überspringen – ein Prozess, der auch als leapfrogging bezeichnet wird. Die große Expertise der deutschen Wirtschaft im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus sowie der Verfahrenstechnik bietet dafür eine hervorragende Ausgangslage und ermöglicht den interdisziplinären Transfer von technischem Wissen in anwendungsorientierte Umweltschutzlösungen. Ein Blick auf die Patentanmeldungen grüner Energietechnologien zwischen den Jahren 2007 und 2017 zeigt, dass 12 Prozent der gesamten Patente in Deutschland angemeldet wurden. Nur die USA (21 Prozent) und Japan (29 Prozent) verzeichneten im betrachteten Zeitraum noch höhere Anteile.

Zukünftig wird der globale GreenTech-Markt dabei noch stärker im Umfeld einer digitalen Ökonomie stattfinden, in dem immaterielle Vermögenswerte wie das Know-how der Mitarbeiter, Datenverfügbarkeit und Patente an Bedeutung gewinnen. Der Stellenwert digitaler Innovationen steigt auch mit zunehmender Reife der grünen Technologien, wie das Beispiel der Solarenergie zeigt. Mehr als 60 Jahre nach der ersten Patentierung einer Solarzelle ist der Anblick der schimmernden Anlagen auf unseren Dächern dank einer kontinuierlichen technischen Weiterentwicklung und drastisch gesunkener Kosten ein fester Bestandteil unseres Alltags geworden. Die dominierende Herausforderung gilt heute nicht mehr einem einzelnen Modul und der Frage, wie wir Strom mit Hilfe der Sonne erzeugen können, sondern wie wir einen steigenden Anteil dezentraler Anlagen durch eine digitale Vernetzung systemisch integrieren und eine verlässliche Stromversorgung sicherstellen können. Mittels intelligenter Stromnetze, Smart Grids, können Engpässe oder Überschüsse aufgrund schwankender Wetterbedingungen durch Anpassungen bei Speichern und flexible Verbraucher ausgeglichen werden. Deutschland gehört dabei zu den führenden Anmeldern internationaler Patente im Bereich der Smart Grids.

Die Digitalisierung kann in erheblichem Maße zur Beschleunigung der grünen Transformation beitragen, auch weil sie die Weiterentwicklung bereits bestehender Technologien ermöglicht. Patente sind als aussagefähigster Indikator zur Messung der Innovationskraft auf diesem Weg ein zentrales Instrument, denn für seinen Beitrag zur Umsetzung der Pariser Klimaziele wird Deutschland zukünftig noch stärker auf innovative Lösungen angewiesen sein. Besonders vielversprechende Technologien wie Wasserstoff und Batteriespeicher müssen gezielt vorangebracht werden, ohne die für einen technologieoffenen Wettbewerb notwendige Breite in der Energieforschung einzuschränken. Auf diese Weise bietet sich zusätzlich zur Erreichung der eigenen Klimaziele für Deutschland auch die Chance, seine Position als Innovationsstandort und Anbieter grüner Technologien zu festigen.


Malte Küper ist Referent für Energie am Institut der Deutschen Wirtschaft.

This article is licensed under Creative Commons License