Programm Sonntag, 3. Juni 2012

Lesedauer: 6 Minuten
Foto (c) El-Seed, Tunesien

8. Mai 2012

    Alle Veranstaltungen, die im Großen Saal der Heinrich-Böll-Stiftung stattfinden, werden durch einen Livestream übertragen.

    • 15.00, Treppe (Englisch)
      Gespräch und Multimedia
      Arabic Street Art – Be with the revolution?

      mit Don Karl aka Stone (Deutschland), Basma Hamdy (Ägypten) und Ammar Abo Bakr (Ägypten)

    Graffiti gestalten und besetzen öffentlichen Raum. Sie sind unberechenbar und können eine agitierende Kraft entfalten. Eine Botschaft an der Wand ist in einem autoritären Regime oft die einzige Methode der freien Meinungsäußerung. Don Karl vom Verlag From Here To Fame stellt uns gemeinsam mit Künstlern aus Ägypten die Formen und Wandlungen dieser ‹Wandzeitungen im Twitterformat› vor und zeigt Beispiele von Graffiti in arabischen Ländern.

    • 16.00, Treppe (Englisch)
      Graphic Novel und Breakbeats – politische Resonanzräume?

      Daniel Gerlach
      (Deutschland) im Gespräch mit Magdy El Shafee (Ägypten)
      und SC MoCha/ Checkpoint 303 (Tunesien /Palästina)
    2008 wurde Magdy El-Shafee's Graphic Novel «Metro» in Ägypten verboten, der Autor unter Anklage gestellt. «Ich wurde verurteilt, weil ich über Bilder nachgedacht hatte und über Wörter…Das ist verrückt.» Mit seiner Kunst spricht er die sozialen und politischen Probleme der ägyptischen Gesellschaft an. Checkpoint 303 legen in ihren audio-visuellen Collagen propagandistische Stimmen aus dem vorrevolutionären Tunesien über ihre Breakbeats, immer wieder unterbrochen von den Ausdrücken und Hymnen des Protests während der Revolution.
    Ein Gespräch über Ästhetik und Perspektiven von Graphic Art und elektronischer Musik im post-revolutionären Raum Ägyptens und Tunesiens.

    Im Anschluss:
    Echoing injustice
    Sound- und Videoauftritt von Checkpoint 303

    Video: Checkpoint 303 - Streets of Ramallah

    Literarische Aufwachräume

    In einem vierstündigen Marathon präsentieren wir literarische Formen der Gegenwart von der Streitschrift bis zur Lyrik, vom Roman bis zum Blog. Hat sich die literarische Sprache in Umbruchzeiten verändert? Welche Geschichten werden erzählt? Wer sind die Erzähler und Erzählerinnen?

    Zwischen den folgenden Lesungen gibt es jeweils eine Pause von 15 Min, Tee und Gebäck und musikalische Begleitung von DJ Romeo Natour (Deutschland/Palästina).

    Alle Veranstaltungen, die im Großen Saal der Heinrich-Böll-Stiftung stattfinden, werden durch einen Livestream übertragen.

    • 17.30, Großer Saal (Englisch)
      Lesung und Gespräch

      Ezzedine Choukri Fishere
      (Ägypten), Lesestimme: Stefan Kaminski (Deutschland), Moderation: Daniel Gerlach (Deutschland),

    Der ägyptische Schriftsteller und Ex-Diplomat Ezzedine Choukri Fishere erzählt im Gespräch mit Daniel Gerlach über den Kampf arabischer Immigranten in westlichen Gesellschaften aus arabischer Sicht. Sein aktuelles Buch «Embrace on Brooklyn Bridge» steht auf der Shortlist des arabischen Booker Preises 2012. Der Autor hat exklusiv für «Wider die Müdigkeit» einen Abschnitt des Romans aus dem Arabischen ins Englische übersetzt.

    • 17.30, Kleiner Saal (Deutsch)
      Gespräch

      Nuria Fatykhova
      (Russland) und Wiktar Malischewsky (Weißrussland)
      Moderation: Geraldine de Bastion (England)

    Wie verschaffen sich Aktivistinnen und Aktivisten Aufmerksamkeit und
    Gehör im öffentlichen Raum und im Internet? Sind die Russen wirklich
    apolitisch und wie engagiert man sich im diktatorischen Weißrussland?
    Von den unterschiedlichen Formen des Protests berichten Fatykhova und
    Malischewsky.

    • 18.15: Pause

    • 18.30, Großer Saal 1 (Deutsch /Arabisch)
      Lesung und Gespräch

      Ali Al-Muqri
      (Jemen), Lesestimme: Stefan Kaminski (Deutschland)
      Übersetzung und Moderation: Achmed A. W. Khammas (Syrien)

    Ali Al-Muqri ist der bekannteste Schriftsteller des Jemen und eine Reizfigur. In seinen Büchern und Essays erzählt er von seinem Land, von den politischen und sozialen Missständen und den religiösen Repressionen der Islamisten. Seine Sprache ist durchwirkt von Witz und Erotik. Im Gespräch erfahren wir von der literarischen Opposition in den Zeiten vor der Revolution.

    • 18.30, Kleiner Saal (Englisch)
      Lesung und Gespräch

      Borka Pavićević
      (Serbien), Bora Ćosić (Serbien, Berlin), Lesestimme: Bettina Grahs (Deutschland)

    Borka Pavićević hat als Gründerin des Zentrums für Kulturelle Dekontamination in Belgrad entscheidend an der Entwicklung der Kultur- und Theaterszene Ex-Jugoslawiens mitgewirkt. Sie wird mit Bora Ćosić über die gegenwärtige gesellschaftliche Lage in ihrem Heimatland sprechen, über den Einfluss der Literatur in Politik und Gesellschaft. Bettina Grahs liest aus dem berühmten Werk von Ćosić "Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution", außerdem sprechen wir über den neuesten Theaterskandal in Belgrad, ein Stück über den Mord an Ex-Premierminister Zoran Djindjic.

    • 19.15: Pause

    • 19.30 – 20.15 Uhr, Kleiner Saal (Englisch)
      Lesung und Gespräch

      Rosa Yassin Hassan
      (Syrien), Lesestimme: Bettina Grahs (Deutschland)
    Von ihrem letzten Roman «Ebenholz» war im arabischen Original nicht viel übrig geblieben. Es wurden etliche Passagen über Sexualität und Erotik zensiert. Rosa Yassin Hassan wird diese Passagen lesen – als Frauenrechtsaktivistin und Literatin. Ist diese allzu offensichtliche Verknüpfung von politischer und literarischer Arbeit in einem Land wie Syrien überhaupt möglich?

    • 19.30, Großer Saal 1 (Englisch)
      Gesprächskonzert

      Ahmed Asery
      (Jemen), Moderation: Christian Römer
    Die Proteste im Jemen waren ein kollektives Erdbeben. Menschenketten, Fahnen, Tänze, Gewalt, Tod – und Musik. Ahmed Asery hat mit seiner Band «3 meters away» die Revolte im Jemen musikalisch begleitet: Er war das Hintergrundrauschen der Revolution. «Nichts beeindruckt mich» lautet einer seiner Songs. Asery wird uns von seinen Erlebnissen berichten und von der Kraft und dem Mut, die in seinen Liedtexten stecken.

    Im Anschluss:
    Lesung und Gespräch (Englisch)
    Sondos Shabayek (Ägypten), Lesestimme: Bettina Grahs (Deutschland),
    Moderation: Geraldine de Bastion (England)

    Als ägyptische Bürgerin hat Sondos Shabayek an den Protesten auf dem Tahrir-Platz in Kairo teilgenommen, als Journalistin hat sie dort Interviews geführt und Erlebnisse eingefangen, und als Theaterregisseurin hat sie ihre Eindrücke verarbeitet. Ihr Theaterstück «The Tahrir Monologues» ist in der Sprache des Tahrir-Platzes geschrieben, Einzelne und die Gesellschaft als Ganzes kommen in Monologen zu Wort.

    Im Anschluss:
    Gespräch (Englisch)
    Ahmed Asery (Jemen), Sondos Shabayek (Ägypten) und Ali Al-Muqri (Jemen), Moderation: Daniel Gerlach (Deutschland)

    Wie kann man die Hoffnungen und Klagen während der arabischen Revolutionen als Musiker (Asery), Theaterregisseurin (Shabayek) oder Schriftsteller (Al-Muqri) in eine gemeinsame Sprache zu übersetzen? Welchen Blick richtet Ali Al-Muqri, 1958 geboren, auf die jüngsten Geschehnisse in der arabischen Welt und worin unterscheidet er sich von Shabayek und Asery, beide in den 80er Jahren geboren?

    • 20.30: Pause

    • 20.45, Großer Saal 1 (Englisch)
      Gespräch
      Literatur und Terrorismus – im Spannungsfeld

      Yassin Musharbash
      (Deutschland, angefragt) im Gespräch mit Ezzedine
      Choukri Fishere
      (Ägypten)


    Choukri Fishere war viele Jahre im diplomatischen Dienst tätig. Als Mitglied der UN-Kommission zur Aufklärung des Mordfalls an dem libanesischen Ex-Premierminister Rafik Hariri und als UN-Diplomat für den Nahost-Friedensprozess hat er in den Konfliktfeldern der Region gearbeitet. Als Literat hat er vor allem die Motive des Islamismus, Terrorismus und des gewalttätigen Widerstands in seine Bücher aufgenommen. Er schickt seine Leser und Figuren in eine Realität der terroristischen Netzwerke und der Geheimdienste. Aber wie wird Islamismus und Terrorismus in der westlichen Literatur, Politik und Kultur dargestellt und welches Echo erfahren diese westlichen Porträts in ihren arabischen Gegenstücken?

    • 21.30, Große Treppe
      Solokonzert
      «Nichts beeindruckt mich»

      mit Ahmed Asery (Jemen) und Assaf Etiel aka VJ Sniper (Israel)

    Ausklang, Essen, Musik 

    Song: Ahmed Asery - Nothing Impresses Me