Tristen Taylor, Projekt-Koordinator von Earthlife Africa in Johannesburg, im Gespräch über Südafrikas Atompolitik nach dem Atomunfall in Fukushima. -> Aktuelle Artikel, Publikationen und andere Veröffentlichungen über und aus Afrika.
Eine kernenergiefreie, kohlenstoffarme Wirtschaft ist nicht nur möglich, sondern wäre höchstwahrscheinlich auch noch kostengünstiger als eine Zukunft mit Nuklearenergie. Mehrere Organisationen in Südafrika von Earthlife über WWF-SA bis Greenpeace haben dazu aussagekräftige Studien herausgegeben. Das Energieministerium hat erklärt, dass sie bereits ein Energie-Szenario ohne Kernenergie erstellt hätten, aber sie haben sich bisher geweigert, dieses Szenario zu veröffentlichen.
Was hält die breite Öffentlichkeit in Südafrika von der Atomkraft? Wie einflussreich ist die südafrikanische Zivilgesellschaft in der Vergangenheit in Fragen der Atompolitik gewesen und was kann sie derzeit bewirken?
Gewerkschaften, Glaubensgemeinschaften und die Zivilgesellschaft haben stets ihren Widerstand gegen die Kernenergie zum Ausdruck gebracht. Letzte Woche war ich zu einem Programm eines hiesigen Radiosenders eingeladen, wo sowohl Tony Twine, ein bekannter Ökonom, als auch das ehemalige Eskom-Vorstandsmitglied Richard Linell mit mir darin übereinstimmten, dass sich Eskom eine Kernenergieversorgung gar nicht leisten kann.
Wir haben bereits einige Erfolge vorzuweisen, insbesondere die Stilllegung des PBMR-Vorhabens. 2010 war es endlich soweit, nachdem mehr als neun Milliarden Rand dafür aufgebracht worden waren. Die Ironie ist, dass noch nicht einmal ein Jahr später und nur ein paar Tage nachdem Fukushima (mindestens) eine partielle Kernschmelze erlitt, ein neues nukleares Programm ins Leben gerufen wurde. Das zeigt, dass die südafrikanische Regierung nicht nur unfähig ist, aus den eigenen Fehlern zu lernen, sondern es zudem noch ablehnt, aus den Fehlern von Fukushima zu lernen.
Das Interview führte Jochen Luckscheiter, Programmkoordinator, Heinrich-Böll-Stiftung Kapstadt.