Perspectives Africa: Frauen und Landrechte

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Die Ausgabe 2/2013 von Perspectives Africa befasst sich mit Landrechten von Frauen. Diese sind nach wie vor eines der wichtigsten gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Konfliktfelder im postkolonialen Afrika. Land ist nicht nur eine Quelle für Nahrungsmittel, Beschäftigung und Einkommen. Besitz von Land verleiht darüber hinaus gesellschaftliches Ansehen und Zugang zu politischer Macht. Landeigentum gilt seit langem als zentraler Schlüssel zur Förderung der sozioökonomischen Rechte und des Wohlergehens von Frauen sowie ihrer Stellung in der Gesellschaft. Dabei ist der Zugang zu, die Verfügungsgewalt über und der Besitz von Land bis heute größtenteils ein den Männern vorbehaltenes Privileg. Ein Umstand, der die patriarchalen Strukturen der Macht und Kontrolle über gemeinschaftliche Ressourcen, Geschichte, Kultur und Traditionen weiter fortschreibt. Für die Mehrheit der Frauen in Afrika ist der Zugang zu Land nach wie vor abhängig von ihrer Beziehung zu einem männlichen Familienmitglied und geht verloren, sobald diese Beziehung endet.

 

Selbst dort, wo Landreformen Ziele der Geschlechtergleichheit beinhalten, bleiben diese in der tatsächlichen Umsetzung zumeist auf der Strecke. Der nach wie vor stiefmütterliche Umgang mit Geschlechtergleichheit zementiert die marginalisierte Stellung von Frauen, untergräbt ihre Rechte und läuft Strategien zur wirtschaftlichen Entwicklung zuwider.

 

Auch wenn zivilgesellschaftliche Initiativen und staatliche Programme eine gerechtere Landverteilung anstreben und gesetzliche Barrieren abschaffen, so bleibt der Besitz an Land für die Mehrzahl der ländlichen und urbanen Armen in Afrika ein unerreichbarer Traum. Insbesondere Frauen können ihre sozioökonomische Stellung durch rechtlich abgesicherten Landbesitz nur schwer verbessern. Die weltweite Nachfrage nach Land für die industrielle Landwirtschaft und den Bergbau, die Landknappheit noch verschärft, die Landpreise in die Höhe treibt und den Kampf um die Kontrolle weiter anheizt, verschlechtert ihre Situation zudem.

 

Darüber hinaus erlaubt es die de facto-Existenz eines dualen Systems aus staatlichen Gesetzen einer- und indigenen traditionellen Gesetzen andererseits den Männern in vielen Ländern, je nach ihrem Interesse zwischen beiden hin- und herzumanövrieren. Die Komplexität der gesetzlichen Systeme beschränkt den Zugang von Frauen zu ihren Rechten, da es ihnen häufig an grundlegendem Wissen über die gesetzlichen Verfahren und ihre Rechte mangelt.

 

Um die traditionellen Konzepte von Zugang zu, Kontrolle über und Besitz an Land zu dekonstruieren und neu zu konzeptionalisieren, müssen gesetzliche und institutionelle Reformen auf lokale Sitten und Gebräuche eingehen und gezielt an den Punkten intervenieren, die potentiell den größten Unterschied für Frauen ausmachen würden.

 

Ungeachtet der geschlechtsspezifischen Natur von Machtbeziehungen werden mit den Landrechten zusammenhängende Themen von betroffenen Frauen wieder und wieder und auf unterschiedlichste Weise verhandelt, herausgefordert und in Frage gestellt. Jenseits der offiziellen politischen Prozesse bieten die Beispiele des selbst organisierten Widerstands von Frauen gegen den Landraub und ihre Strategien, patriarchalische Formen der Enteignung auszuhebeln, ermutigende Narrative.

 

Diese Ausgabe von Perspective Africa befasst sich mit diesen vielfältigen und den ganzen Kontinent betreffenden Herausforderungen. Der Blick auf Themen, die speziell Frauen und Landbesitz angehen, zeigt gleichermaßen Verwundbarkeiten wie Potenziale auf – und unterstreicht die Notwendigkeit für Interventionen, die über die bloße Gewährleistung des gesetzlichen Zugangs zu Landrechten hinausgehen, soll das Ziel des ökonomischen Empowerments von Frauen realisiert werden.

 

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
September 2013
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung, Büro Südafrika
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