Impressionen vom 19.05.2020: Geschlossene Arbeitsgruppen - Frauen im Zweiten Weltkrieg in Mittel-, Ost- und Südosteuropa

Dokumentation

des 9. Europäischen Geschichtsforums - Verborgenes Gedenken? Frauen im Zweiten Weltkrieg in Mittel-, Ost- und Südosteuropa

 Am zweiten Tag des Europäischen Geschichtsforums fanden vier geschlossene Gruppendiskussionen mit Teilnehmern aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa statt. Ziel der Diskussionen war es, einen Beitrag zur Dekonstruktion der Mythen von Heldinnen und ihrer Erinnerung zu leisten.

Das Europäische Geschichtsforum hat sich zum Ziel gesetzt, europäische Erzählungen zu fördern, die unterschiedliche Perspektiven einbeziehen und nationale Grenzen überschreiten. Ein Anliegen ist es, vernachlässigte Perspektiven und Geschichten aufzudecken. Da die dominierenden Akteure und Entscheidungsträger in den Geschichtserzählungen Männer sind, wurde das Thema des diesjährigen Forums so gewählt, dass es sich auf Frauen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa im Zweiten Weltkrieg konzentriert. Ziel des Forums ist es, eine Analyse der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte in Gang zu setzen, in der untersucht wird, welche Rolle Frauen aller Länder, die direkt oder indirekt am Krieg beteiligt waren, gespielt haben und inwieweit ihre großen Überlebensbemühungen, Entscheidungen und Leiden einen Platz in der Geschichte und ihren Darstellungen finden konnten.

Zu diesem Zweck fanden am zweiten Tag des Europäischen Geschichtsforums vier geschlossene Gruppendiskussionen mit Teilnehmerinnen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa statt. Ziel der Diskussionen war es, einen Beitrag zur Dekonstruktion der Mythen von Heldinnen und ihrer Erinnerung zu leisten.

Gruppendiskussion 1: Vorbilder auf Plakaten, in Filmen und historischen Denkmälern: Opfer, Heldinnen, was noch?

Auf der Grundlage der Analyse verschiedener Plakate und ihres Frauenbildes vor, während und nach dem Krieg kam die Gruppe zu dem Schluss, dass die Emanzipation der Frauen nie ein eigentliches Ziel der offiziellen Politik war. Auch wenn Frauen auf den Plakaten manchmal heroisch und emanzipiert dargestellt wurden, so galt dies letztlich nur im Rahmen ihrer familiären Verpflichtungen. Stattdessen folgte auf den Krieg eine patriarchalische Gegenreaktion, der eine patriarchalische Gegenreaktion folgte.

Denkmäler zum Beispiel stellen Frauen als Mütter dar, die ihre Söhne verloren haben. Darüber hinaus sind diese Denkmäler in der Regel nicht den Müttern oder Frauen gewidmet, sondern eher Denkmäler, die den Sieg des Krieges und den Verlust der Männer-Soldaten darstellen. Es wurde weiter beobachtet, dass das Hauptthema nach dem Krieg die Allegorie der Mutterschaft war.

Gruppendiskussion 2: Das Bild von Frauen und weiblichen Vorbildern in Museen

Im Gespräch über das Frauenbild und weibliche Rollenvorbilder in Museen stellte die Gruppe fest, dass Frauen im Allgemeinen falsch dargestellt werden; sie werden oft eher verschönert als realistisch dargestellt.

In der Diskussion wurden zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht. Beispielsweise sollten Ausstellungen in Museen eine Vielfalt von Erfahrungen und Stimmen einbeziehen, was den Alltag und den Aufbau eines komplexen Bildes der Rolle der Frau im historischen Geschehen einschließt. Dazu ist es notwendig, von eingefrorenen Bildern zur Dokumentation der Erfahrungen von Frauen überzugehen und das Erzählen von Geschichten einzusetzen. Schließlich wurde die Reflexion des jeweiligen historischen Kontextes und der historischen Bedingungen als Schlüsselkomponente für eine wirksame Dekonstruktion von Mythen angeführt, zusammen mit der Kommentierung alter Muster aus heutiger Sicht.

Gruppendiskussion 3: Jugoslawische Partisaninnen - geächtet, geehrt, vergessen?

Zu Beginn stellte die Gruppe fest, dass viele Facetten des Themenbereichs der jugoslawischen Partisaninnen zu wenig erforscht sind. Die Teilnehmerinnen stellten auch fest, dass der Top-down-Ansatz im Geschichts- und Geschichtsunterricht zu einer von den Regierungen bestimmten und kontrollierten Gedenkkultur führt. Beispielsweise wurden Heldinnen in den post-jugoslawischen Ländern aufgrund ihrer kommunistischen Überzeugungen und Zugehörigkeiten bewusst "vergessen". Um das Problem der unzureichenden Forschung zu lösen, betonten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Bedeutung der regionalen und interdisziplinären Zusammenarbeit und der Einbeziehung von Studentenschaften und Fakultäten als nächste Generation von Forscherinnen und Forschern.

Gruppendiskussion 4: Frauen in der Roten Armee: Welche Erinnerungen und Einschätzungen dominieren?

Obwohl im Zweiten Weltkrieg bis zu einer Million Frauen in der Roten Armee waren, zeigten die Filme der Siegesparaden nach dem Krieg, dass die Soldatinnen völlig unterrepräsentiert sind - Frauen werden eher als Symbole für die Heimat und als Hüterinnen der Liebe dargestellt.

Die Gruppe kam zu dem Schluss, dass es wichtig ist, die Rollen der Frauen aus dem jeweiligen politischen oder kulturellen Kontext heraus zu betrachten, da sich die Unterdrückung der Erinnerung der Frauen im Laufe der Geschichte verändert hat. Die Gruppe empfahl auch eine vergleichende Untersuchung der Abwesenheit von Frauen in verschiedenen Ländern und Kriegen. Um der Unterdrückung der Erinnerung von Frauen entgegenzuwirken, ist es notwendig, die falschen Frauenbilder zu korrigieren, die in den Medien und in der Tradition der Militär- oder ländlichen Folklore vermittelt werden.
Empfehlungen und zukünftige Herausforderungen:

  • Verstärkter Fokus auf vergleichende und internationale Forschung
  • Eine Intervention bei Ausstellungen in Betracht ziehen
  • Wie kann man die Komplexität und Vielfalt der Frauenrollen im Zweiten Weltkrieg aufzeigen?
  • Wie erhält man Zugang zu mündlichen Geschichtsquellen und damit zu Quellen des Alltagslebens?
  • Wie können Expertinnen und Experten, die eine ausgewogenere Vertretung der Geschlechter garantieren können, engagiert werden, um sicherzustellen, dass unterschiedliche Geschlechterperspektiven dargestellt werden?
  • Wie können politische Entscheidungsträger im Bereich der Geschichtsbildung einbezogen werden, um z.B. das Bild der Frau in Schulbüchern zu verändern?

Das Veranstaltungsprotokoll wurde mit freundlicher Unterstützung von polisphere erstellt.


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