Zwischen(t)räume – Transkontinentale Migration nach den Umbrüchen in Nordafrika

Zwischen(t)räume - Transkontinentale Migration nach den Umbrüchen in Nordafrika

Gebannt schaute die Welt Anfang 2011 auf Nordafrika. Die mediale Euphorie über gestürzte Diktatoren wie Ben Ali und Mubarak wurde bald von Meldungen über «Flüchtlingsströme» aus Libyen und Tunesien und überfüllte Flüchtlingslager auf Lampedusa begleitet. Europa blickte fasziniert auf den Arabischen Frühling und fürchtete sich bereits vor seinen Konsequenzen.

Sommer für Sommer brechen Menschen aus Subsahara und Nordafrika nach Europa auf. Die südlichen Mittelmeeranrainer sind seit jeher Transit-Stationen und selbst Aufnahmeländer. Bei den Flüchtlingen, die nach dem Ausbruch der Kämpfe in Libyen an der Küste Europas anlandeten, handelte es sich jedoch nicht um eine prognostizierte «Flutwelle unvorstellbaren Ausmaßes», sondern vielmehr um ein Rinnsal. Gerade einmal zwei Prozent der Flüchtlinge aus Libyen gelangten in die Europäische Union. Der Rest floh in die angrenzenden Länder – auch nach Tunesien und Ägypten, die sich nach den Umbrüchen selbst noch neu organisierten.

Die Reaktionen europäischer Staaten folgten ganz dem Schema bisheriger Migrationspolitik: Abwehr und Abschiebung. Europa hatte es mithilfe einer wirkungsvollen Mischung aus eigenen repressiven Mitteln und funktionierender Kooperation mit den autoritären Regimen Nordafrikas geschafft, seine südlichen Grenzen immer unüberwindbarer zu machen.
Mit den jüngsten Umbrüchen in Nordafrika steht die Einbindung der nordafrikanischen Staaten in die europäische «Migrationsverhinderung» vor einer Zäsur.

Kann es überhaupt zu einer Neuausrichtung – einem «New Deal rund ums Mittelmeer» – kommen? Bietet sich eine geradezu historische Gelegenheit oder bleibt alles beim Alten? Wie positionieren sich die neuen nordafrikanischen Eliten? Fordern sie neue Impulse oder treten sie – auch aufgrund der finanziellen Lockrufe aus Europa – in die Fußstapfen der gestürzten Diktatoren?
Wo Regierende zögern und sich absichern, können Kulturschaffende Anstöße für den öffentlichen Diskurs geben. Flüchtlinge und Arbeitsmigrant/innen berichten von ihren Erfahrungen, Künstler/innen und Journalist/innen setzen das Thema um – und die Blickrichtung verändert sich. Ein Perspektiv- und Diskurswechsel kann zur Lösung von etwas werden, das von der Politik als Problem konstruiert wurde.

Die Heinrich-Böll-Stiftung veranstaltete am 24. Mai 2012 ein ganztägiges Forum, das sich dem Thema Migration widmete. Die beteiligten Künstler/innen, Aktivist/innen und Wissenschaftler/innen aus Nord- und Subsahara-Afrika sowie Europa setzten Akzente, indem sie ihre Erfahrungen, Hoffnungen und Ideen während und nach den Umbrüchen sichtbar und hörbar machen. Sie eröffneten Zwischenräume: visuell, narrativ und diskursiv.

Eine Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit Le Monde Diplomatique, taz.die tageszeitung, Der Freitag und zitty Berlin.

» Programm/Flyer der Konferenz (PDF) 
» Kurzbiografien der Referentinnen und Referenten

 
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