böll.brief

Prävention durch Kooperation: Empfehlungen für Bildung im Sozialraum

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Das böll.brief – Teilhabegesellschaft bietet Analysen, Hintergründe und programmatische Impulse zu Fragen der sozialen Teilhabe und der Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Ein besonderer Fokus liegt auf den Politikfeldern Bildung & Hochschule, Sozialpolitik, Migration & Diversity. 

Einleitung – Vom PISA-Schock zu Bildung im Sozialraum

Bildungslandschaften und die Beschäftigung mit Bildung im Sozialraum liegen seit zehn Jahren im Trend. Das Problembewusstsein über Defizite in der Förderung von bildungsfernen oder lernschwachen Kindern und Jugendlichen, also der sogenannten Risikogruppe, ist gestiegen, vor allem auch infolge der Debatten um die PISA-Ergebnisse. Durch die internationalen Schulleistungsstudien wurde einerseits der Umfang der «Risikogruppe» bewusst, andererseits wurde aber auch klar, dass dieser von den Schulen stark unterschätzt worden war und Schulen mit den traditionellen Methoden und ihrem primär lehrzentrierten Personal den Problemen dieser Gruppe vielfach nicht gerecht werden können. Auch deswegen wurde der Begriff «Bildungslandschaft» im kompensatorischen Sinne als Zuwachs von Unterstützungsressourcen und -kompetenzen verwendet. In dieser Bedeutung ist er leitend für diese Empfehlungen, wenngleich der Begriff «Bildung im Sozialraum» griffiger und letztlich geeigneter erscheint.

Um die vorliegenden Empfehlungen einordnen zu können, ist ein Blick auf die Begriffshistorie der «Bildungslandschaften» hilfreich – auch um die mit diesem Begriff verbundenen vielfältigen Ansätze und Ziele deutlich zu machen. «Bildungslandschaften» haben unterschiedliche Traditionen: In den 80er-Jahren gab es bereits Ansätze unter dem Titel «community school» oder – zu Deutsch – «Öffnung von Schulen». Diese orientierten sich an Modellen aus dem amerikanischen Raum, die Stadt als Lernort zu erschließen. Sie waren pädagogisch motiviert, wollten den geschlossenen schulischen Lernraum durch außerschulische, praktische Lerngelegenheiten erweitern. Solche Modelle wurden vereinzelt, vor allem für benachteiligte Kinder und Jugendliche, z. B. im Projekt «Stadt als Schule» in Berlin, übernommen. Seit Mitte der 2000er-Jahre wird der Begriff der «Bildungslandschaften» mit anderen Bedeutungen und vielfältigen neuen Ansätzen belebt. Im 13. Kinder- und Jugendbericht[1] von 2009 tauchen sie als Forderung auf und auch in einem Papier des Deutschen Vereins e.V.[2] werden sie als Konzept der Kooperation zur besseren Betreuung von Kindern und Jugendlichen beschrieben.

Bereits in den 90er-Jahren war angesichts zunehmender Ressourcenknappheit die Erkenntnis gewachsen, dass Probleme nicht allein durch den Zuwachs an Mitteln zu beheben sind. Es wurde erheblich mehr auf die Effektivität im Umgang mit Ressourcen geachtet, und dabei kamen erhebliche Wirksamkeitsdefizite ans Licht. Für Bildung, Erziehung und Betreuung – gerade für Familien und Kinder in schwierigen Problemlagen – gibt es viele «zuständige Stellen» und deren Kooperation, oder besser Nichtkooperation, wird zunehmend zum Thema. Der Satz «Nicht in Zuständigkeiten denken, sondern in Verantwortlichkeiten» ist mittlerweile genauso abgedroschen wie die Rede von dem berühmten afrikanischen Dorf, das man zur Erziehung eines Kindes braucht. Umgesetzt ist aber beides noch lange nicht.

1  Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): 13. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland, 2009 (https://www.bmfsfj.de/blob/93144/f5f2144cfc504efbc657 4af8a1f30455/13-kinder-jugendbericht-data.pdf)

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V.: Empfehlungen des Deutschen Vereins zur Weiterentwicklung Kommunaler Bildungslandschaften, 10.11.2009 (https://www.deutscherverein.de/de/download.php?file=uploads/empfehlunge…)

 

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
Dezember 2016
Seitenzahl
20
Inhaltsverzeichnis
  1. Einleitung – Vom PISA-Schock zu Bildung im Sozialraum
  2. Thema und Fragestellung: Bildungsgerechtigkeit im Lebenslauf
  3. Gelingensbedingungen für wirksame Prävention 7 3.1 Rahmensetzungen, Rechtsgrundlagen, Finanzen
    3.2 Steuerungsinstrumente
    3.3 Akteurinnen und Akteure vor Ort
  4. Zusammenfassung der Empfehlungen
  5. Ausblick 16 Netzwerk Bildungspolitik

Literatur
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