Heinrich Böll über die Studierendenproteste

Sie befinden sich in "Kapitel 6: Der »Notstand« der Demokratie (1967 - 1972)".

Wie in allen europäischen Großstädten, gab es in den Studentenstädten der Bundesrepublik Proteste gegen den Krieg der USA in Vietnam. Eine Besonderheit in der Bundesrepublik war der Studentenprotest gegen Europas größten Verlagskonzern, den Springer-Verlag, und dessen Marktbeherrschung auf dem Zeitungssektor.

Auszug aus Heinrich Bölls Text "Studenten sollten in Klausur gehen", 1968

"Die Studenten verfolgen mit ihren Demonstrationen ein klar erkennbares politisches Ziel: Sie wollen die Übermacht der stimmungsmachenden und meinungsbildenden Publikationen des Springer-Konzerns brechen; sie wollen die Öffentlichkeit auf diese Übermacht aufmerksam machen, und sie können es nur auf die eine Weise: indem sie auf die Straße gehen. Die Straße ist der Studenten einziges Publikationsmittel, wenn sie nicht - was sinnlos wäre - universitätsintern bleiben wollen."

Aus:
„Heinrich Böll Werke, Kölner Ausgabe, Band 15, 1966-1968", Hrsg. J.H. Reid
© by Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln

Auszug aus Heinrich Bölls Text "Die Studenten haben den längeren Atem", 1969

"Die Studenten sind in der besseren Position: Sie sind die Staatsanwälte und Studienräte, die Amtsgerichtsräte von morgen; es ist sinnlos, wenn sie ihre potentiellen Verbündeten unter den Professoren und Dozenten verschrecken und wenn sie sinnlose Aktionen fortsetzen, die via Massenpresse und Fernsehen den Volkszorn hochschüren."

Aus:
„Heinrich Böll Werke, Kölner Ausgabe, Band 16, 1969-1971", Hrsg. J.H. Reid
© by Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln

--

Navigation