Über den Roman "Ansichten eines Clowns"

Sie befinden sich in "Kapitel 5: Der Kritiker des deutschen Katholizismus (1959 - 1966)".

1963 erscheint der Roman "Ansichten eines Clowns", der, insbesondere von katholischer Seite, heftig kritisiert wird. Böll stellt den protestantischen, ungläubigen Clown Hans Schnier Kreisen praktizierender Katholiken gegenüber. Die Ablehnung, die er von ihnen erfährt, erweist, dass das wahre Christentum nur außerhalb der Amtskirche zu finden ist.

Nach der Veröffentlichung von "Ansichten eines Clowns" und den gleichzeitigen Publikationen von Hochhuth ("Der Stellvertreter") und Amery ("Die Kapitulation") verfassen die deutschen Bischöfe einen Hirtenbrief, in dem den drei Autoren »zersetzende Kritik« und eine »eigentümliche Neigung zu Pessimismus« vorgeworfen werden.

Heinrich Böll über seinen Roman "Ansichten eines Clowns"

"In "Ansichten eines Clowns" schien mir ausgerechnet der Konflikt einer Beziehung, einer Liebesbeziehung zwischen einem gläubigen katholischen Mädchen und einem Ungläubigen wichtig, um die militante Politik des deutschen Nachkriegs-Katholizismus darzustellen, und insofern ist das Problem, die Spannung in diesem Roman künstlich, auch konstruiert, das ist die Schwäche des Romans natürlich, weil von jeder Art menschlicher Warte oder Optik aus gesehen daran keine Beziehung scheitern dürfte, aber sie scheitert daran.

Und der Konfessionsunterschied und die Probleme, die sich daraus ergeben bis zu dem Druck, der auf den nichtkatholischen Partner ausgeübt wird, die Kinder katholisch erziehen zu lassen usw., wird hier in diesem Roman bewußt zum Vehikel einer bestimmten militanten Gruppe."

(Aus einem Interview mit René Wintzen, 1978)

aus:
„Eine deutsche Erinnerung“ von Heinrich Böll
© 1979 by Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln

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