Über die Satire "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen"

Sie befinden sich in "Kapitel 4: Die ersten Erfolge (1952 - 1958)".

1958 erscheint "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren". Schon im Kriegsjahr 1941 schreibt Böll an seine Frau: »...die Satire ist eben absolut wie die Liebe, und eine Satire schreiben kann nur jemand, dessen Herz voll ist von einer schwermütigen Lyrik und von einer unendlichen Trauer ... Das wäre mein sehnlichster Wunsch, einmal vollendete, eiskalte Satiren schreiben zu können.« (Kriegsbriefe, 22. April 1941)

Heinrich Böll über seine Satire "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen", 1958

"Der Einfall, daß man also auf Tonbändern mal Schweigen sammeln sollte, den hab ich lange gehabt und lange mit mir herumgetragen. Die Schwierigkeiten bei einer solchen Sache, bei einer Kurzgeschichte dieser Art, auch anderer Art, ist, sie richtig zu plazieren. Nicht nur im Milieu.

Daß diese Geschichte ins Rundfunkmilieu gehörte, war klar, aber die richtigen Figuren zusammenzukriegen und das, den Ureinfall der »Collected silence pieces«, also die gesammelten Stücke Schweigen richtig unterzubringen, zwischen diesen Figuren, das war die Schwierigkeit, da habe ich sehr lange darüber nachgedacht.

Sicher ein Jahr hab ich nur so ein Zettelchen gehabt und hab dann die Geschichte an einem Tag hingeschrieben, ja, und ich hatte natürlich hin und wieder mit dem Rundfunk zu tun, nicht sehr viel, es ist also keine Geschichte, die auf meiner Erfahrung beruht.

Ich kannte das Milieu natürlich hier in Köln und anderswo ein bißchen, und was mich daran auch gereizt hat, war darzustellen, wie manipulierbar das alles ist, ja, was man damit machen kann, und daß ein Redakteur, der fast den ganzen Tag ziemlich viel Geschwätz auf Tonband aufnehmen muß, sich danach sehnt, Schweigen auf Band zu hören, finde ich eigentlich sehr plausibel."

(Aus einem Interview mit Al Wolff, 1974)

aus:
Heinrich Böll. Werke. Interviews 1. Hrsg. von Bernd Balzer
©  1977 by Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln

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