Heinrich Bölls "NS-Credo" (Satire von 1938)

Sie befinden sich im "Kapitel 1: Schulzeit im Nationalsozialismus (1917 bis 1939)".

"NS-Credo", 1938

"Ich glaube an den einen Führer, den allmächtigen Vater der Deutschen, Schöpfer des Dritten Reiches, welches ewig ist, und aller sichtbaren und unsichtbaren neuen Geilheit.

Und an den einen Herrn Hermann Göring, des Führers treuen Folger, wiedergeboren aus dem Führer im Jahr, Arsch vom Arsch, Dummheit von Dummheit, wahrer NS vom wahren NS, nicht gezeugt, nicht geschaffen, sondern berufen, eines Wesens mit dem Führer; durch ihn ist alles neu geschaffen für uns Deutsche, und um unseres Heiles willen ist er Politiker geworden.

Er hat den Frack angezogen aus Begeisterung für sein Volk und hat seine Partei gegründet. Ins Gefängnis kam er sogar für uns. Unter Ebert hat er gelitten und ist in die Festung gekommen; er ist wiedererstanden aus der Haft nach einem Jahr und ist eingezogen in sein Volk. Und sitzet zu Berlin, Berchtesgaden oder Godesberg, Heil und Freude zu bringen uns Deutschen, und seines Reiches wird kein Ende sein.

Ich glaube an den Joseph Goebbels, den großen Geist und Kulturspender, der vom Führer und vom Satan ausgeht. Er wird mit dem Führer und dem Göring zugleich angebetet und verherrlicht. Ich glaube an die eine heilige nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Ich bekenne die Aufnahme in die Partei zur Auslöschung der politischen Vergangenheit anderer Richtung. Ich denke nicht an die Auferstehung der Toten und an kein Leben in einer zukünftigen Welt."


Studienbuch der Universität Köln mit den Einträgen der Immatrikulation Heinrich Bölls vor Kriegsbeginn (13.4.1939) und nach Kriegsende (20.5.1946).

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