Female Gazes from Georgia – Contemporary Documentaries

Trailer: Female Gazes from Georgia – Contemporary Documentaries - Heinrich-Böll-Stiftung

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Georgisch-Deutsches Freundschaftsjahr 2017

Von Georgien hat Europa oftmals noch eher vage Vorstellungen, auch wenn das Land zunehmend präsent ist: Georgische Filme und Bücher, Georgien selbst als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2018 oder als touristisches Ziel rücken es stärker in den Blick.

Am diesjährigen deutsch-georgischen Freundschaftsjahr beteiligt sich die Heinrich-Böll-Stiftung mit einer Dokumentarfilmreihe von Regisseurinnen aus Georgien. Der dokumentarische Fokus zeigt uns das südkaukasische Land am Rande Europas in klischeefreien Ausschnitten. Die Film- und Diskussionsreihe „Female Gazes from Georgia - Contemporary Documentaries” präsentiert Dokumentationen, die sich dem Alltag in Georgien mit einer eigenen Ästhetik und originellen journalistischen Recherchen erfolgreich nähern. Die Filme reflektieren den Wandel des kaukasischen Landes seit 1989, das auf der Suche nach einem eigenen Platz zwischen Ost und West sein Selbstbild möglichst modern verortet. Interessanterweise sind gerade Filmemacherinnen in Georgien erfolgreich, besonders im Bereich Dokumentarfilm, während international Frauen in der Filmwirtschaft unterrepräsentiert sind.

Die Filme touren im Herbst durch fünf verschiedene Städte: Berlin: Kino Arsenal und Wolf, Hamburg: Kino Metropolis, Leipzig: DOK Leipzig, Cottbus: Filmfestival Cottbus und Dresden: MOVE IT! Festival/ Kino Thalia.

DOK-Leipzig

Begleitend zur Filmreihe thematisieren Publikumsgespräche zu einzelnen Vorführungen und in Kooperation mit DOK Leipzig eine Paneldiskussion das Aufeinanderprallen zwei verschiedener Sichtweisen auf den georgischen Film: der sehnsüchtige Blick des westlichen Publikums auf Geschichten osteuropäischer Länder und die zweifelnde Selbstreflexion georgischer Filmemacher/innen.

Podcast

Regisseurinnen & Filme

THE DAZZLING LIGHT OF SUNSET

Salomé Jashi, Georgien/ Deutschland 2016, in Anwesenheit der Regisseurin, 74min

(Main Prize in international competition for first feature films - Regard Neuf; Best Feature Film – FICValdivia, Chile, Best Central and Eastern European Film, Astra IFF, Best Central and Easter European Film and Best Debut Documentary, Jihlava IDFF)

In mehreren Geschichten rund um einen lokalen TV-Sender zeichnet der Film ein pseudo-ethnografisches Porträt einer kleinen Stadt. Ein Ort, in dem Rituale und Traditionen die Regeln des Alltags bestimmen und zugleich als ferne Reflektion die moderne Welt zunehmend ins Bewusstsein dringt. Wie kann man sich selbst am besten darstellen? Die Vielzahl der Charaktere, Orte und Ereignisse erschaffen ein Mosaik der Kleinstadt, ein Porträt der ganzen Nation, in der Schein mehr gilt als Inhalt.

Listen to the Silence

Mariam Chachia, Georgien 2016, 90min OmEU
(Next Masters competition Award DOK Leipzig 2016)

In dem Dokumentarfilm Listen to the Silence geht es um eine Schule für gehörlose Kinder in Georgien, in der Aufwachsende wie der kleine Luka eine glückliche Kindheit verleben können. Der Neunjährige träumt davon auf der Bühne zu stehen und zu tanzen als seine Möglichkeit an der großen Welt teilzuhaben.

Der Film zeigt uns Luka’s versteckte Welt der Gehörlosen und verleiht seinem Traum eine Stimme.

THE THINGS

Nino Gogua, Georgien 2016, 25.10. in Anwesenheit der Regisseurin, 64min, HD 16:9, OmEU

Im Mittelpunkt stehen die einzigen und letzten DINGE, die georgische Binnenflüchtlinge während des Russisch-Georgischen Krieges 2008 auf der Flucht aus ihren Heimatdörfern in Südossetien retten konnten.

Der Film enthüllt über die Beziehungen der Besitzer zu ihren Dingen den Alltag der Flüchtlinge: „Die Dinge“ erzählt die universelle Geschichte einer Fluchterfahrung.

 

Tsira Gvasalia, Georgien 2016, 50min, OmEU

Viola, Shota und Ushangi müssen übergangsweise in der leeren Konzerthalle ihres Seniorenheims zusammenleben. Die Sanierung der Einrichtung bringt den Alten Chaos, Streit und Ärger, da sie zeitweise keine Privatsphäre haben. Trotz aller Widrigkeiten finden einige die Kraft ihre Lebensträume weiter zu verfolgen. Shota baut mit 90 Jahren eine Miniaturkirche. Die Treffen mit ihrer Liebe und die Angst vor Gedächtnisverlust motivieren die 76 jährige Viola jeden Tag. Und der ehemalige Boxer Ushangi, verfolgt mit 84 Jahren sein Versprechen solange er lebt, weiter zu trainieren.

Biblioteka, Ana Tsimintia, Georgien/Litauen 2014, 54min, OmEU

Der einzige Schauplatz des Films ist eine öffentliche Bibliothek in der georgischen Provinz, ein paradoxer Ort mit wenigen Lesern und vielen Bibliothekarinnen: Seit nunmehr 20 Jahren verbringen die 25 Frauen ihren „Arbeitstag“ in den leeren Räumen des Gebäudes mit Tratschen, Stricken, Schmökern und kleinen Streitigkeiten - bei geringem Lohn für eine Kleinstadt, die nicht liest. Und doch ist die Bibliothek, Überbleibsel sowjetischer Tristesse, ein Zufluchtsort für die einsamen Frauen.

Madonna

Nino Gogua, Georgien 2014, 58min, OmEU

Die 57 Jahre alte Madonna ist die einzige Busfahrerin in Georgien. Einst eine bekannte sowjetische Straßenbahnfahrerin, kämpft sie heute gegen die konventionellen Gesetze einer traditionellen Gesellschaft, die ihre Berufstätigkeit als „Männerjob“ wahrnimmt. Sie weigert sich mit dem Fahren aufzuhören und fordert ein, als Frau akzeptiert zu werden.

THE PIPELINE NEXT DOOR

Nino Kirtadze, Georgien 2005 90min, OmEU

In Borjomi, einem der schönsten Täler in Georgien, wird der kleine Ort Sakire von Plänen zu einer Erdöl-Pipeline der britischen BP aufgeschreckt, die vom Kaspischen Meer bis zum Mittelmeer gebaut werden soll. Das Bauwerk würde die Landschaft zerstören. Die finanzielle Kompensation ist in Anbetracht undurchsichtiger Eigentumsverhältnisse ein weiteres, komplexes Thema. Die Atmosphäre heizt sich auf und schlägt um in Chaos und einen offenen Konflikt zwischen dem Erdölkonzern und den Vertretern des Dorfes. Wird die Ölleitung die Dorfgemeinschaft endgültig entzweien, oder bietet sie eine überzeugende Perspektive von Reichtum und Wohlstand?

Noutsa Gogoberidse, Georgien 1930, 37min, Stummfilm

In der Hochgebirgsregion Ratscha kämpfen die Menschen seit Jahrhunderten ums Überleben. Kaum ist die karge Ernte eingebracht, steigen die Männer ins Tal und lassen Frauen und Kinder zurück, monatelang der gefährlichen Natur ausgeliefert. Noutsa Gogoberidse überblendet in ihrem Film die patriarchale Ordnung mit Bildern einer strahlenden, sozialistischen Zukunft.

 

Nino Orjonikidze, Georgien 2009 30min, OmEU 

(Best documentary prize at Lessinia FF)

Die 87 Jahre alte Altzaney ist die Autorität im Pankisi Tal. Sie ist die Einzige, der die lokalen Bewohner vertrauen – sie vertrauen ihr ihre Probleme an, wie auch die Körper der Toten, die zu betrauern sind. Die Menschen im Pankisi Tal sehen in Atzaney eine Mediatorin zwischen zwei Welten. Wie kann eine Frau in einem der patriarchalischsten Orte in Georgien eine derartige Autorität erlangen – in einem Ort, in dem bis heute Tradition mehr gilt als das Gesetz?

When the Earth Seems to be Light

Salome Machaidze, Davit Meskhi and Tamuna Karumidze, Georgien, 2015, 76 min, OmEU

Der Film erzählt die Geschichte von jungen Skatern und Musikern, die sich in der widersprüchlichen Realität eines post-sowjetischen Landes verlieren – ein Land, in dem man an der Macht der Kirche und der Politik zerbrechen kann. Ein dichter Blick in die Welt von Jugendlichen, die sich auf der Suche nach Freiheit und Romantik befinden.

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