Preisträgerinnen 2000: Berta und Nicolasa Quintreman Calpán (Chile)

Preis

Die internationale Jury würdigte das gewaltfreie und couragierte Engagement dieser Frauen, stellvertretend für den Widerstand gegen die Errichtung von Mega-Staudämmen.

Heinrich-Böll-Stiftung

Der Petra-Kelly-Preis der Heinrich-Böll-Stiftung wurde im Jahr 2000 an die Mapuche-Pehuenche-Indianerinnen Berta und Nicolasa Quintreman Calpán aus Chile vergeben. Die beiden Schwestern aus dem Biobio-Flusstal im südlichen Chile sind führende Aktivistinnen der chilenischen Bürgerbewegung gegen den Bau des Ralco-Staudamms.

Mit der Preisvergabe würdigte die internationale Jury das gewaltfreie und couragierte Engagement dieser Frauen, stellvertretend für den Widerstand gegen die Errichtung von Mega-Staudämmen, die stets mit der Vertreibung oder Zwangsumsiedlung von Menschen und oft mit verheerenden Folgen für das Ökosystem einer ganzen Region verbunden ist.

Der mit 20.000 DM dotierte Preis wurde am 1. Dezember 2000 in Berlin verliehen. Die Preisverleihung umrundete eine Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung, die sich mit der Problematik der Mega-Staudämme befasste.

Nominiert wurden die beiden Schwestern von Sara Larrain, Koordinatorin des "Sustainable Chile Program" (Programm zur nachhaltigen Entwicklung Chiles) in Santiago, Chile, und Kandidatin der chilenischen Grünen bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 1999.

Die aktuelle Situation der Schwestern Quintréman Calpán in Chile hat sich nicht wesentlich verändert. Wie Juan Pablo Orrego von der chilenischen Organisation „Terram“ (www.terram.cl) in einem Schreiben an die Heinrich-Böll-Stiftung berichtete, sind bislang sämtliche Klagen gegen den Bau des Ralco-Staudamms erfolglos verlaufen. Paradoxerweise wurde den ansässigen Pehuenche Familien jedoch das Recht zugesprochen, die Umsiedlung von ihrem Land, das bei Inbetriebnahme des Damms überflutet würde, zu verweigern.

Berta und Nicolasa Quintréman Calpán sind entschlossen, ihren Widerstand gegen das Staudammprojekt fortzusetzen. Das spanische Unternehmen ENDESA, dem das Hydroelektrizitätswerk Ralco jetzt gehört, hat den Schwestern im Januar die Summe von 750.000US$ plus 140 Hektar Neuland geboten, wenn diese im Gegenzug einlenken und das Überflutungsgebiet verlassen. Die Frauen haben abgelehnt und erklärt, dass sie den Zwang, ihr Land zu verlassen, niemals akzeptieren werden.

Verständnis und Unterstützung für Berta und Nicolasa in der chilenischen Bevölkerung sind groß. Auf Demonstrationen gegen das Projekt wird von staatlicher Seite dennoch mit Gewalt und Festnahmen reagiert.