Der 27. Friedensfilmpreis der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2012 geht an "Csak a szel- Just the Wind" des ungarischen Regisseurs Bence Fliegauf
FILMDATEN
Csak a szél. Just the Wind
Ungarn / Deutschland / Frankreich 2012, 98 Min
Regie: Bence Fliegauf
Sparte: Wettbewerb
http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20123683
BEGRÜNDUNG DER JURY
Ausgehend von einer realen Mordserie an Roma in Ungarn, erzählt der Film "Just the Wind" einen fiktiven Tag im Leben einer Roma Familie, vierundzwanzig Stunden der Angst vor der Gewalt, die sich das nächste Opfer sucht. In unvergesslichen Bildern zeichnet der Regisseur den Wendekreis der Angst, in dem die Roma leben, immer auf der Flucht, immer in Erwartung der nächsten Demütigung, immer in der Not, lieber unsichtbar und schutzlos, als sichtbar und ausgeliefert zu sein.
Dabei gelingt es dem Regisseur, die von Mythos und Ressentiment besetzten Bilder von Roma zu unterwandern, und seine Figuren in all ihrer Gebrochenheit und Individualität zu zeigen. "Csak a szel" schafft Bilder, die in ihrer ästhetischen Genauigkeit und humanistischen Tiefe nachhaltig beeindrucken: wie der Sohn den Leichnam des toten Schweins beerdigt, das der am Vortrag ermordeten Familie gehörte, weil es das einzige ist, was er tun kann, wie die Tochter die Vergewaltigung einer Mitschülerin beobachtet und nicht einschreitet, sondern sich abwendet mit einem Blick, der sich erinnert, der weiß, dass es sie selbst sein könnte, und wie dieselbe Tochter das Kind einer verwahrlosten Familie von ihrer betrunkenen Mutter und dem dahin dösenden Vater mit zum Baden nimmt, ein kurzer Moment des Glücks, der nur wie ein Aufschub des Schrecklichen wirkt, das folgt.
Der Regisseur Bence Fliegauf romantisiert die Roma und ihre Lebenswelt nicht, sondern er zeichnet mit traurigem Ernst die Welt der Schutzlosen, die mit uns leben, und deren Alltag im Europa des 21. Jahrhunderts immer noch von Ressentiment, Tabus und Gewalt bestimmt ist.
DIE JURY
Dr. Carolin Emcke, Sung-Hyung Cho, Burhan Qurbani, Helgard Gammert, Mehdi Benhadj-Djilali, Till Passow, Christoph Heubner, Monica Chana Puginier, Marianne Wündrich-Brosien
DIE VERLEIHUNG
Datum: Sonntag, den 19. Februar 2012, 17 - 21 Uhr
Ort: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Laudatio: Chris Kraus, Regisseur ("Scherbentanz", "Vier Minuten", "Poll")
Nach der Vorführung des Preisträgerfilms findet eine Diskussion statt.
Die Veranstaltung ist ausverkauft.
PRESSEKARTEN für die Preisverleihung nur über den
Pressesprecher des Friedensfilmpreises Johannes Martin
Mobil: 0176-61241816, Email presse@friedensfilm.de
www.friedensfilm.de
DER PREIS
Der Friedensfilmpreis ist mit 5.000 Euro und einer Plastik des Künstlers Otmar Alt dotiert.
Das Preisgeld stellt die Heinrich-Böll-Stiftung.
Die Schirmherrschaft liegt bei der Internationalen Vereinigung der Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung
(IPPNW), Trägerin des Friedensnobelpreises 1985.
Presse Heinrich-Böll-Stiftung:
Vera Lorenz, T 030-28534-217, Email lorenz@boell.de
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Hinweis: Am 12. September 2012 findet die tschechische Premiere des Films "Csak a szel- Just the Wind" in Prag statt. Der Verleih des Films in Tschechien wird von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm an verschiedenen Orten begleitet und wurde initiiert und unterstützt von der Heinrich-Böll-Stiftung Prag, Amnesty International sowie weiteren lokalen NGOs. Mehr Informationen unter: http://www.cz.boell.org/web/index.html
Audiomitschnitt des Friedensfilmpreises 2012
Berlinale: Verleihung Friedensfilmpreis 2012 by boellstiftung
Friedensfilmpreis 2012
Weitere Beiträge/Texte
- Grußwort Ralf Fücks
- Laudatio von Chris Kraus, Regisseur
- Jurybegründung
- Interview in Welt Online: "Vielleicht muss ich auswandern" , Bence Fliegauf, Gewinner des Silbernen Bären, über das Filmemachen im Orbán-Ungarn
- Pressemitteilung
- Programmkarte der Preisverleihung (PDF)
- Übersicht Friedensfilmpreis