Wir trauern um Roshan Dhunjibhoy

Unerwartet für uns alle ist Roshan Dhunjibhoy am 24. April 2011 in Chiang Mai (Thailand) verstorben. Wir trauern um eine großartige Persönlichkeit, Journalistin und ehemalige Kollegin.

Unerwartet für uns alle ist Roshan Dhunjibhoy am 24. April 2011 in Chiang Mai (Thailand) verstorben. Wir trauern um eine großartige Persönlichkeit, Journalistin und ehemalige Kollegin. Erst am 30. März diesen Jahres hatte Roshan vital, lebenslustig und geistig hellwach ihren 80. Geburtstag gefeiert.

Roshan hat ihr berufliches Leben über viele Jahre hinweg einem engagierten Journalismus gewidmet. Ihre berufliche Karriere als Dokumentarfilmerin und Journalistin, u.a. für den Deutschlandfunk, den WDR und Radio Bremen, war einzigartig. Roshan Dhunjibhoy war seit den 60er Jahren das indische Gesicht im Deutschen Fernsehen. Sie war eine Pionierin und Vorbild für viele junge Frauen in der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Auftritte in Werner Höfers „Internationalem Frühschoppen“ sind legendär.

Sie war eine faszinierende politische Persönlichkeit. Wie keine andere Frau hat sie politische, kulturelle und religiöse Interessen und Sichtweisen der Dritten Welt in deutsche und internationale Debatten einzubringen vermocht. Sie war eine Kosmopolitin - geboren und aufgewachsen in Südasien, ausgebildet in den USA und Frankreich, lebte und arbeitete sie lange Jahre in Deutschland. Mehr als 50 Länder hat sie als Journalistin, Dokumentarfilmerin und Büroleiterin der Heinrich-Böll-Stiftung bereist.

Für die neugegründete Heinrich-Böll-Stiftung in Köln war es eine große Bereicherung und Ehre, dass sich Roshan entschloss, die Stiftung mit zu gründen und am Aufbau der Stiftung aktiv mitzuwirken, erst ehren-, dann hauptamtlich. Sie kehrte 1993 in ihre südasiatische Heimat zurück und baute mit aller Leidenschaft und Professionalität das erste Auslandsbüro der Stiftung in Lahore (Pakistan) auf. Von Lahore aus legte sie den Grundstein für die Südasien- und Südostasienarbeit der jungen Heinrich-Böll-Stiftung und leitete dieses Büro bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2001.

Ihr politisches Augenmerk galt der sozialen und internationalen Gerechtigkeit. Motiv ihres Denkens und Handelns war immer der Kampf gegen Unrecht und Willkür. Ganz besondere Aufmerksamkeit widmete sie dem Schutz und Erhalt kultureller und religiöser Vielfalt. Erst Ende März nahm sie sehr aktiv in Lahore an der Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung „Frauen, Religion und Politik“ teil. Sie genoss großes Ansehen und hohe Wertschätzung bei Muslimen, Buddhisten und Christen. Roshan – selbst Buddhistin – war eine einzigartige Vermittlerin zwischen den Kulturen und Religionen. Wir werden sie sehr gerade auch in dieser Rolle vermissen. Ihren Lebensabend verbrachte Roshan in Chiang Mai, im Norden Thailands, sie widmete sich ihrer letzten Lebensphase ganz dem Tierschutz und gründete eine neue Tierschutzorganisation.

Was immer sie tat - ihre Dokumentarfilme für den ARD „Weltspiegel“, ihre Tätigkeit als Journalistik-Lehrerin auf Jamaica, ihre Auftritte im „Internationalem Frühschoppen“, oder als Büroleiterin in der Heinrich-Böll-Stiftung: Sie tat es mit Leidenschaft, Toleranz, Liebe, Humor und Witz. Dafür wurde sie geliebt, geschätzt und geachtet.

Der Tod Roshan Dhunjibhoys ist ein großer Verlust für ihre Familie, der unser ganzes Mitgefühl gilt. Roshan wird uns und ihren vielen Freunden weltweit sehr fehlen.

Die Heinrich-Böll-Stiftung wird sie als poltische Gesprächspartnerin, als Vorbild, Ratgeberin und als Freundin vermissen.

Wir verneigen uns in großer Dankbarkeit und Liebe vor Roshan Dhunjibhoy.


Im Sinne von Roshan bitten wir um Spenden für Lanna Dog:
Deutsche Bank Bonn
Konto 06007 1800
BLZ 38070059