Böll.Thema - Illustration Heike Moldenhauer

«Der Kunde will keine Gentechnik auf dem Teller»

Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) vergibt das Siegel «Ohne GenTechnik». Das Rauten-Symbol findet man auf über 12.000 Produkten. Davon profitiert auch der Lebensmittelhandel.

Martin Reichert: Heike Moldenhauer, was genau macht der VLOG?

Heike Moldenhauer: Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. ist die politische Interessenvertretung von 720 Mitgliedern und Lizenznehmern, die Lebens- und Futtermittel ohne Gentechnik herstellen und handeln. Und er vergibt das Siegel «Ohne GenTechnik», das inzwischen auf über 12.000 Produkten prangt.

Und wer ist da Mitglied?



Das reicht vom kleinen Imker bis zu den großen Lebensmittelhändlern wie REWE, Edeka, Aldi oder Lidl, die mit «Ohne GenTechnik»-Produkten richtig große Summen umsetzen.

Das VLOG-Gütesiegel ist also nicht nur in der Nische anzutreffen?

«Ohne GenTechnik»-Lebensmittel sind im konventionellen Massenmarkt zu finden, bei Produkten, die von Tieren stammen, die ohne Gentechnikpflanzen gefüttert wurden. Die Nutzer des «Ohne GenTechnik»-Siegels setzten 2018 über sieben Milliarden Euro um, hauptsächlich mit Milch, Geflügelfleisch und Eiern. Sie machen von einem Gesetz Gebrauch, das die Bundesregierung 2008 erlassen hat. Es schließt eine Lücke im EU-Recht, nach dem Gentechnik im Futtertrog unsichtbar für Verbraucher bleibt. «Ohne GenTechnik» ermöglicht ihnen eine bewusste Kaufentscheidung.

Ist «gentechnikfrei» ein gutes Verkaufsargument?



Absolut. Lebensmittelhändler hatten immer schon die Doktrin, keine «mit Gentechnik» gekennzeichneten Produkte zu verkaufen. Der Kunde goutiert Gentechnik im Essen überhaupt nicht. Über die Jahre ist «ohne Gentechnik» bei konventionellen tierischen Produkten mehr und mehr zum Standard im deutschen Lebensmittelhandel geworden.

Und dieser Standard wird von Ihnen auch überprüft?



Ja, wir haben einen privatwirtschaftlichen Standard entwickelt. Unternehmen, die das «Ohne GenTechnik»-Siegel nutzen, begeben sich in die Kontrolle einer unabhängigen Zertifizierungsstelle, die von uns anerkannt sein muss. Deren Auditoren werden durch den VLOG geschult, und wir überprüfen mit eigenen Kontrollen die Arbeit der Zertifizierungsstellen.


Heike Moldenhauer war lange BUND-Gentechnikexpertin und ist nun EU-Policy-Adviser im Brüsseler Büro des Verbands ohne Gentechnik.

Martin Reichert war Redakteur der Tageszeitung taz und Buchautor. 

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