Porträt von Aminata Touré

«Jedes Mal, wenn sich ein Gefühl der Ohnmacht bei mir einschleicht, denke ich an die Verbündeten auf der anderen Seite des Atlantiks. Und weiß, dass wir gemeinsam für Veränderungen streiten!»

Aminata Touré ist Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtages.

2018 war ich Teil der Schwarzen europäischen Delegation bei der Congressional Black Caucus Conference in den USA. Die afroamerikanischen Kongressmitglieder bilden mit dem Caucus eine der einflussreichsten Gruppen im Gesetzgebungsverfahren.

Menschen unter einem Sonnenschirm in Regenbogenfarben

Ich glaube, man kann sich als Teil der Mehrheitsgesellschaft schwer vorstellen, wie es sich anfühlt, als Minderheit eine Mehrheitserfahrung zu machen. Ich habe es eine Woche erlebt. Wir haben an einer Diskussionsrunde im Kongress teilgenommen, waren auf Panels der Veranstaltung, haben viele Entscheidungsträger*innen aus Wirtschaft, Politik und NGOs getroffen, uns ausgetaucht und viel gelernt. Für die US-Amerikaner*innen war es ebenfalls wichtig, die politischen Forderungen Schwarzer Menschen in Europa zu hören. Die Debatten hier und dort sind sicher nicht eins zu eins vergleichbar, aber in beiden Ländern sind Schwarze Menschen nicht angemessen repräsentiert, gibt es Rassismus und vieles andere mehr.

Nach der Reise habe ich eine große Antirassismuskonferenz in Schleswig-Holstein mit zahlreichen Akteur*innen veranstaltet und einen Antrag auf dem Landesparteitag eingebracht. Er fordert meine Partei auf, sich dem Thema Diversität stärker anzunehmen.

Der Black Caucus hat mir gezeigt, welche Kraft die Vernetzung von Minderheiten in einem politischen System entwickeln kann. Diese Kraft und Teilhabe weiter zu stärken – darauf sollten wir in Zukunft auch in den transatlantischen Beziehungen setzen! Bis heute bin ich mit vielen Menschen im Austausch. Jedes Mal, wenn sich ein Ohnmachtsgefühl bei mir einschleicht, weiß ich um die Verbündeten auf der anderen Seite des Atlantiks. Und dass wir gemeinsam für Veränderungen streiten.


Aminata Touré ist seit August 2019 Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtages und damit die erste afrodeutsche und jüngste Vizepräsidentin in Deutschland. Sie ist außerdem Sprecherin für Migration, Antirassismus, Frauen, Gleichstellung, Kinder, Jugendliche und Queerpolitik sowie stellvertretendes Mitglied des Innen- und Rechtsausschusses, Sozialausschusses und Petitionsausschusses des Landtages.

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