Die Verfassung des Königreichs Thailand von 2017 ist die 20. Verfassung des Landes und stellt heute das höchste geltende Gesetz dar. Der Übergang von der absoluten Monarchie zur konstitutionellen Monarchie und damit zur demokratischen Herrschaft in Thailand mit dem König als Staatsoberhaupt fand 1932 statt. Bei der politischen Entwicklung gab es zahlreiche Herausforderungen, die auf fragwürdige Verfassungen zurückzuführen sind und die zu zusätzlichen Schwierigkeiten und politischen Auseinandersetzungen geführt haben.
iLaw, auch bekannt als Internet Dialogue on Law Reform, wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und den Austausch über Herausforderungen im demokratischen Prozess zu fördern, um gemeinsam mit den Menschen positive Veränderungen zu bewirken. So unterstützt iLaw mithilfe der Internetmedien die Wahrnehmung des Rechts, Vorschläge zur Gesetzgebung einzureichen. Über die Website http://ilaw.or.th hat iLaw bisher Hunderte von Menschen miteinander verbunden und so die öffentliche Beteiligung an Gesetzgebungsprozessen in einer demokratischen Gesellschaft gefördert.
Nach der Verhängung des Kriegsrechts und dem Putsch durch den Nationalrat für Frieden und Ordnung im Jahr 2014 hat iLaw die Inhalte der erlassenen Gesetze gesammelt, zusammengefasst und sie öffentlich zugänglich gemacht.
Unter dem Kampagnenslogan «Die Verfassung – gemeinsam zerlegen/auseinandernehmen, gemeinsam entwerfen, gemeinsam erschaffen» sammelte iLaw im September 2020 insgesamt 100.732 Unterschriften. Trotz dieser Bemühungen lehnte es das Parlament drei Monate später ab, die Vorschläge für die Verfassung in der ersten Sitzung zu akzeptieren.
Im August 2023, drei Monate nach den jüngsten nationalen Wahlen, rief eine Gruppe namens «Volksgruppe für den Verfassungsentwurf» Mitbürger:innen dazu auf, ihre Namen online bei iLaw einzutragen, damit ein neuer Gesetzesentwurf geprüft wird. 205.739 Menschen antworteten. Nur drei Tage vor der Frist informierte die Wahlkommisison iLaw über eine Verordnung, die die Verwendung elektronischer Unterschriften gemäß dem Referendumsgesetz einschränkt. iLaw arbeitete daraufhin mit Organisationen und Freiwilligen zusammen und sammelte in den verbleibenden drei Tagen mehr als 200.000 physische Unterschriften. Diese Initiative hat bisher die meisten Stimmen sammeln können, die jemals im im Rahmen einer öffentlichen Aktion für ein Referendum zusammenkamen.
Obwohl der Übergang zu einer idealen Verfassung noch im Gange ist, hat das, was iLaw in der Gesellschaft initiiert und gefördert hat, zu einer bedeutenden und wertvollen Verbesserung der demokratischen Beteiligung in Thailand geführt.
Kannika Yodnin arbeitet sei 2023 bei der Heinrich-Böll-Stiftung Südostasien und leitet das Programm für Demokratie und Partizipation. Zu ihren Aufgaben gehört die Unterstützung von Menschenrechtsverteidiger*innen sowie LGBTIQ- und feministischen Initiativen in ganz Südostasien.