Sie kümmern sich

Die Covid-19-Pandemie hat zwar die ganze Welt getroffen, Frauen aber besonders. Viele von ihnen arbeiten in Care-Berufen, sind alleinerziehend – oder beides. Sechs Geschichten aus sechs Ländern.

Corona-Ärztin

Gebärende Laurie Sitbon, 25

Zwei Stunden nach der Geburt musste mein Mann die Klinik verlassen. Während der nächsten fünf Tage durfte er uns nicht einmal besuchen. Ich war allein mit meiner Tochter und durfte das Zimmer nicht verlassen. Das Personal war gestresst und niemand konnte mich emotional unterstützten, wenn ich weinen musste. 

Sexarbeiterin
 Nadine Kopp alias 
«Bibi Drall», 35

Viele Frauen arbeiten derweil illegal weiter; aus Armutsgründen oder auch, weil sie die Situation nicht ernst nehmen. Durch diese Illegalität entstehen gerade Strukturen, die nach der Corona­krise zu viel mehr Zwang und Not in der Sex­arbeit führen werden. Das wird der ganzen Branche schaden. 

Alleinerziehende
 Reema Ahmad, 38

Als Alleinerziehende bist du die wichtigste Person im Leben deines Kindes. Mein Sohn ist ein sehr kuscheliges Kind, physischer Kontakt ist wichtig für ihn. Nach zehn Tagen konnte er es nicht mehr aushalten. Er kam in mein Zimmer und wir saßen eine Weile lang Rücken an Rücken. Gott sei Dank hat er sich nicht angesteckt. 

Krankenpflegerin
 Katherina Fuastino, 47

Die Arbeit auf der Covid-19-­Station ist für mich emotional sehr belastend. Ein iPad zu halten, während Menschen sich von ihrer Familie verabschieden, ist herzzerreißend. Und wir haben das oft gemacht. 

Restaurantbesitzerin 
Tiziana Prestianni, 49

Im Dezember 2019 habe ich mir einen Traum erfüllt und mein Restaurant «Bar La ­Casetta» eröffnet. In den ersten Monaten hatte ich großartige Umsätze, dann kam Covid-19. Italien hat sehr schlecht auf die Situation reagiert. Ich fühle mich vom Staat im Stich gelassen. Die Kinder musste ich in dieser Zeit leider hinten anstellen. Denn wenn ich Bankrott gehe, haben sie nichts zu essen. Schon deshalb werde ich bis zuletzt für meinen Traum kämpfen. 

Reinigungskraft 
Laura Elena Mora Diaz, 37

Seit etwa fünf Jahren arbeite ich als Reinigungskraft bei Privatleuten. Vor der Pandemie hatte ich die ganze Woche in verschiedenen Haushalten zu tun. Durch Covid-19 hatte ich auf einmal nur noch einen Auftrag pro Woche für 300–500 Pesos. Etwa 150 Pesos bezahlt man hier schon für ein Frühstück! 

 

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Schlafende Krankenschwester im Krankenhaus

 

Teenagerin am Laptop
Sohn umarmt Mutter mit Maske


Christina Fokken schreibt und studiert Global Studies in Berlin. Ihren Bachelor absolvierte sie in Regionalstudien Asien/Afrika und -Gender Studies. Journalistisch und akademisch beschäftigt sie sich unter anderem mit den Themen Feminismus und Geschlecht.

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