Verena Rodatus, Universität Oldenburg
Eine diskursanalytische Untersuchung künstlerischer und kuratorischer Praxen am Beispiel der Biennale DAK'ART (Senegal)
In den letzten Jahren sind KünstlerInnen und KuratorInnen der so genannten Peripherie verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit eines zunehmend globalisierten Kunstbetriebes gerückt. Angesichts der vielfachen Bemühungen um eine Dekolonisierung des ästhetischen Bewusstseins, frage ich in meinem Dissertationsprojekt: Was könnte es mit dem zunehmenden internationalen Interesse für eine so genannte „zeitgenössische afrikanische Kunst“ auf sich haben? Mich interessiert, was dieser Kunstbegriff für die AusstellungsmacherInnen von DAK’ART bedeutet und wie sich die Biennale „afrikanischer Gegenwartskunst“ einem „Mainstream der Globalisierung“ stellt – sozusagen als Antwort auf eine geteilte, aber unterschiedlich erfahrene Globalität von (kolonialer) Geschichte und (postkolonialer) Gegenwart.
Für mein Vorhaben nehme ich die Konstruktion der Biennale DAK’ART in den Blick – sowohl die Ausstellung(en) vor Ort‚ als auch die sie rahmenden Diskurse. Wird sie etwa nach geografischen Gesichtspunkten als Kunstproduktion des afrikanischen Kontinents, jedoch jenseits regionaler historischer Entwicklungen - sozusagen als „Gegenpol“ zu Europa - präsentiert? Welche Rollen spielen nationale Identitäten, Ethnisierungen und Geschlecht für die Definitionen von Kunst? Lösen sich Unterschiede im globalen Netzwerk der Gegenwartskunst durch Vermischung und Entortung langsam auf?
Aus interdisziplinärer kunstwissenschaftlicher Perspektive mit gleichzeitigem Bezug auf Postkoloniale und Gender Studien sowie die Kritische Weißseinsforschung verfolge ich das Ziel: Eine Untersuchung zur (De-)Konstruktion und Bedeutung von Geschlechterrepräsentationen einer so genannten ‚Afrikanität’ im Kontext eines internationalen Kunstsystems vorzulegen und innerhalb dieser Thematik deren Wechselwirkungen mit dem europäischen Blick zu untersuchen. Anhand diskursanalytischer und semiotischer Verfahren gilt es zu zeigen, auf welche Weise DAK’ART durch (kritische) künstlerische und kuratorische Strategien dazu beiträgt, dominante (west-)europäische Künstlerbilder und Kunstdefinitionen zu hinterfragen.