Wie können die Meere auf dieser Welt geschützt und damit ihre Faszination, ihre ökologischen Funktionen und der ökonomische Nutzen auch für zukünftige Generationen erhalten und gesichert werden? Diese Frage stand im Zentrum der Tagung "MEER oder weniger?" von Heinrich-Böll-Stiftung, Forschungseinrichtungen und Naturschutzverbänden am dritten August-Wochenende in Hamburg. Dabei wurde deutlich, dass die Meere vielfältigen, gravierenden Bedrohungen ausgesetzt sind, in vielen Bereichen erheblicher Forschungsbedarf besteht und umfassendem Schutz und nachhaltigen Nutzungsstrategien absoluter Vorrang eingeräumt werden muss.
Die Meere bedecken über 70 Prozent der Erdoberfläche und beherbergen 96 Prozent des Weltwasservorkommens, sie sind bis zu 11.000 Meter tief. Die Meere sind eine wichtige CO2-Senke, ihre biologische Vielfalt ist unermesslich: 200.000 Pflanzen- und Tierarten sind wissenschaftlich nachgewiesen, Schätzungen bewegen sich zwischen 1,5 und 10 Millionen Arten.
Dieser Reichtum ist akut bedroht. Prof. Dr. Martin Visbeck vom „Exzellenzcluster Ozean der Zukunft“ in Kiel führte vor den rund 120 Konferenzteilnehmenden aus verschiedenen Bundesländern aus, dass das Meer heute zu warm, zu hoch und zu sauer sei. So sei der Anstieg des Meeresspiegels in manchen Regionen zu einer existenziellen Bedrohung der Menschen geworden, 90 Prozent der großen Fischarten seien bereits ausgestorben, in wenigen Jahrzehnten würde es auf dieser Welt kein einziges „stressfreies“ Korallenriff mehr geben.
Zu Beginn der Tagung hatte der Tiefseebiologe Dr. Onno Groß vom Verein Deepwave deutlich gemacht, welche gefährlichen Folgen menschliches Handeln auf die vielfältige Faszination und die ökologische Funktionsfähigkeit der Meere hat.
Die Verschmutzung der Meere durch Plastikabfall und landwirtschaftliche Einträge, die Überfischung und das wirtschaftliche Interesse an den maritimen Rohstoffen waren die Themen, die auf der Konferenz in Arbeitsgruppen und im Plenum diskutiert wurden. Unter den Teilnehmenden bestand große Einigkeit darüber, dass die Überfischung sofort gestoppt und eine nachhaltige Fischerei mit einer dramatischen Reduzierung der Fangkapazitäten und einem Vorrang für den global existenzsichernden Fischfang vor Ort umgesetzt werden müsse. Auch die Müll- und Nährstoffeinträge in die Meere müssten drastisch reduziert werden. Dabei spielten sowohl Änderungen des individuellen Verhaltens als auch ordnungsrechtliche Maßnahmen eine wichtige Rolle. Bei der Gewinnung von Rohstoffen aus dem Meer müssten die ökologischen Folgewirkungen ausschlaggebend sein. Internationale Schutzvereinbarungen und ihre Umsetzung und Kontrolle müssten hier im Zentrum stehen.
Die Heinrich-Böll-Stiftung sieht es als ihre Aufgabe an, die aktuellen Bedrohungen der Weltmeere und das notwendige Engagement zu ihrem Schutz in die Gesellschaft zu tragen. Die Konferenz in Hamburg war der Beginn eines mehrjährigen Meeresprojektes, in dem sich die norddeutschen Heinrich-Böll-Landesstiftungen gemeinsam mit ihren Partner/innen diesem Ziel widmen wollen.
Dieser Bericht erschien zunächst auf der Webseite der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein.