Es waren zwei Städte, zwei Symbole, die auf der Auto 3.0 immer wieder zur Sprache kamen: Peking und Detroit. In der chinesischen Hauptstadt herrschte tagelang Smog-Alarm. Die Abgase der Autokolonnen, die sich täglich durch Peking quälen, erschwerten wochenlang das Atmen bis endlich der erlösende Wind einsetzte.
Künftig wird die Zahl der Autos auf den Straßen weiter steigen: Für die deutschen Autokonzerne ist China das gelobte Land mit stetig steigenden Verkaufszahlen und immer neuen Umsatzrekorden. Besonders gefragt sind zum Beispiel Limousinen der Kategorien 7er BMW, S-Klasse und Audi A8 – aber nicht in den Standardausführungen, sondern in extra für den chinesischen Markt verlängerten Versionen. Für den Standort Deutschland ist das gut: „Auch wenn der lange A8 in China gefertigt wird, kommen die meisten Teile alle aus Neckarsulm“, berichtete Klaus Bräunig, Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie.
Auf die Größe kommt es an
Die zweite Symbolstadt, Detroit, war wegen der gerade zu Ende gegangen Automesse in aller Munde. Was die Besucher/innen dort zu sehen bekamen, entsprach nicht gerade den Träumen grüner Vordenker. Stattdessen dominierten bullige Pickups und benzinfressende SUVs. Das meistverkaufte Auto Amerikas ist schließlich seit Jahrzehnten die F-Serie aus dem Haus Ford – ein Pick-up-Truck. „Diese Autos stehen da in Detroit, weil sie von den Amerikanern gekauft werden“, sagte Bernd Bohr vom großen deutschen Automobilzulieferer Robert Bosch. „Sauberkeit kann man nur in begrenztem Maß verkaufen.“
Während in den beiden wichtigsten Märkten also weiterhin die Größe zählt, drängen die Regierungen Europas die hiesigen Autohersteller in eine andere Richtung: die Autos sollen weniger Benzin verbrauchen und weniger CO2 ausstoßen. Seit die Europäische Union den Herstellern per Verordnung strenge Vorgaben macht, sorgen neue Motoren und Spritspartechniken dafür, dass die Autos Schritt für Schritt umweltfreundlicher werden. „Noch vor zehn Jahren waren Grenzwerte, die heute erreicht werden, unvorstellbar“, sagte Bohr.
Die Politik gibt vor, die Industrie setzt um
Wie geht das zusammen? Die Erfordernisse des Weltmarkts auf der einen Seite und der Druck grüner zu werden auf der anderen? „Überall werden die Nachfrager damit umgehen müssen, dass Ressourcen knapper und damit teurer werden“, sagte Kerstin Andreae von Bündnis 90/ Die Grünen. Deshalb müsse die Politik ambitionierte Vorgaben machen. Eine Feststellung, die – anders als in der Vergangenheit – in der Automobilindustrie durchaus auf Zustimmung trifft. „Die Politik gibt vor, was erreicht werden soll.Der Weg dorthin ist dann Sache der Industrie“, sagte Bernd Bohr von Bosch.
Denn wenn die in Europa gesetzten Standards sich später global durchsetzen, dann habe die hiesige Industrie einen Vorsprung. „Wir haben also ein Interesse an weltweit einheitlichen Standards“, fügte Bohr mit Blick auf die unterschiedlichen Anforderungen in den verschiedenen Märkten hinzu. „Das hilft dann Wertschöpfungsketten und damit Arbeitsplätze im Land zu behalten“, hofft auch Jürgen Kerner von der IG Metall.
Eines konnte VDA-Geschäftsführer Bräuning zum Abschluss versprechen: „Wir werden auf der Internationalen Automobilausstellung 2013 in Frankfurt viele emissions- und verbrauchsarme Autos präsentieren.“