(K)ein Frühling für Frauen? Politische Umbrüche und sexualisierte Gewalt: Beispiele aus den arabischen Transformationsländern


Lesedauer: 5 Minuten

Internationale Konferenz

Datum:
Mittwoch, 11. Dezember 2013, 16.00-18.00 Uhr, im Anschluss Sektempfang 20 Jahre AMICA
Donnerstag, 12. Dezember 2013, 10.00-18.30 Uhr

Ort:
Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin

Eine Kooperation mit  AMICA e.V.

U.a. mit:
Patricia Sellers, Sonderberaterin zu Anklagestrategien am Internationalen Strafgerichtshof (ICC), ehemalige juristische Beraterin in Genderfragen und Anklägerin bei den internationalen Tribunalen zu Ruanda und Ex-Jugoslawien (ICTR und ICTY)
Elvan Isikozlu, Researcher Bonn International Center for Conversion, Deutschland    
Lauren Wolfe, Journalistin und Direktorin Women Under Siege, New York, US
Mariz Tadros, Research Fellow Institute for Development Studies Sussex, UK
Jamilia Falag, Stellv. Ministerin für Kultur und Zivilgesellschaft, Libyen

Programm und weitere Infos

Mögliche Interviewpartner/innen siehe unten

Der Einsatz von sexualisierter Gewalt als Waffe in politischen Umbruchsituationen ist ein globales Problem, das seit dem Krieg in Jugoslawien zunehmend internationale Aufmerksamkeit erfahren hat, aber nach wie vor eher als „Nebenprodukt“ von Konflikten eingestuft wird. Die Bandbreite der Gewalt ist groß und reicht von Nötigung und Einschüchterung bis hin zu Massenvergewaltigungen und sexueller Versklavung. Ziel von sexualisierter Gewalt ist die Demoralisierung des Gegners durch die Zerstörung der familiären und kulturellen Grundlage der Gemeinschaft. Frauen und Mädchen sind in besonderem Maße gefährdet für sexualisierte Gewalt, aber auch Männer und Jungen können betroffen sein.

Frauen sind aber zugleich aktive Gestalterinnen politischen Wandels. Dies zeigt sich auch in den Transformationsprozessen in den arabischen Ländern, wo Frauen unverzichtbare Akteurinnen in Revolutionen und politischen Konflikten sind. In den Transformationsländern stehen viele drängende politische und strukturelle Reformen an; zunehmend bestimmen auch Aushandlungsprozesse zwischen islamistischen und säkularen Kräften und Fragen der Geschlechterdemokratie die politischen Debatten in diesen Ländern. Die Art und Weise, wie Frauen und insbesondere von sexualisierter Gewalt Betroffene am demokratischen Wandel und am Wiederaufbau beteiligt sind, ist für einen stabilen und dauerhaften Frieden entscheidend.

Bei der Konferenz steht neben einer Bestandsaufnahme der Erkenntnisse zum globalen Phänomen der sexualisierten Gewalt besonders der Austausch zwischen Praktiker/innen im Vordergrund. Erfahrungen aus dem Balkan und dem Nordkaukasus werden ebenso mit einbezogen wie die Frage nach der Perspektive der internationalen Akteure.


Interviews

Am ersten Konferenztag ab 13 Uhr stehen für Interviews zur Verfügung:

Lauren Wolfe ist preisgekrönte Journalistin und Direktorin der Organisation Women under Siege in den USA. Sie befragte hunderte Frauen und Männer weltweit zu der von ihnen erfahrenen Gewalt in Kriegen und sagte 2012 vor den Vereinten Nationen zu ihren Recherchen zu Vergewaltigungen im Syrienkonflikt aus.

Jamilia Falag ist stellvertretende Ministerin für Kultur und Zivilgesellschaft in Libyen.

Fathya Elmadani ist Direktorin des Centre for Capacity Building in Bengasi (Libyen). Dort erhalten von häuslicher Gewalt betroffene Frauen psycho-soziale Beratung, Rechtshilfe und können an berufsqualifizierenden Kursen teilnehmen. Künftig sollen auch Opfer sexueller Gewalt betreut werden. In ihrer täglichen Arbeit stellte sie fest, dass Frauen ihre Rechte oftmals nicht kennen und bietet daher Workshops zur UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW) und der UN-Resolution 1325 zum Schutz der Rechte von Frauen an.

Mohamed Elkhateeb arbeitet für die Organisation Harrass Map in Kairo und setzt sich aktiv gegen die sexuelle Belästigung von Frauen in Ägypten ein. Seine Organisation erstellte eine virtuelle Landkarte, auf der Vorfälle von Belästigungen dokumentiert werden.

Rajaa al-Talli kommt aus Syrien und ist Direktorin des Centre for Civil Society and Democracy in Syria in der Türkei. Seit 2011 widmet sie sich als Aktivistin der syrischen Revolution. Sie dokumentiert Menschenrechtsverstöße, versucht syrische Oppositionelle und Aktivisten mit der internationalen Gemeinschaft zu vernetzen und syrische Frauen zu stärken.

Majda Fallah ist eine libysche Parlamentarierin und Mitglied der libyschen Muslimbruderschaft, Liste für Gerechtigkeit und Entwicklung. Sie denkt, dass der Islam eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Politik und Gesellschaft erfordert und setzt sich für die Belange libyscher Frauen in der Politik ein.

Amal Elmohandes arbeitet bei der ägyptischen Organisation Nazra for Feminist Studies in Kairo. Nazra leistet medizinische, rechtliche und psychologische Unterstützung für Opfer sexualisierter Gewalt auf dem Tahrir-Platz in Kairo.

Barbara Unmüßig ist Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung und verantwortet dort u.a. die Arbeit der Stiftung im Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika und die nationale und internationale Geschlechterpolitik. Der Dreiklang Frauen, Frieden und Geschlechtergerechtigkeit prägt ihre Arbeit seit langem.

Christina Hering ist als Referentin bei AMICA e.V. für die Regionen Naher Osten und Nordafrika zuständig. Sie betreut ein Projekt gegen häusliche Gewalt in Palästina und unterstützt die libyschen Partnerorganisationen beim Aufbau von nachhaltigen Unterstützungsstrukturen für Frauen, die während des Krieges sexuelle Gewalt erlebt haben.

Bitte wenden Sie sich mit Interviewwünschen an simon@boell.de


Hinweis
In der Zeit vom 25. November 2013 bis 14. Januar 2014 ist auf der Beletage der Heinrich-Böll-Stiftung die Ausstellung „Was sehen Sie, Frau Lot?“ zu sehen. Die Ausstellung thematisiert sexualisierte Gewalterfahrung von Mädchen, Jungen und Frauen und wird von einem umfangreichen Programm begleitet: http://calendar.boell.de/de/event/was-sehen-sie-frau-lot

U.a. findet am 10. Dezember im Rahmen dieser Reihe eine Abendveranstaltung zu sexualisierter Gewalt an Kindersoldat/innen in bewaffneten Konflikten statt: http://calendar.boell.de/de/event/sexualisierte-gewalt-kindersoldatinne…


Pressekontakt
Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Ramona Simon
Pressesprecherin
T 030 285 34 202
M 0160 365 77 22
E simon@boell.de

AMICA e.V., Freiburg
Heide Serra                                                     
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit  
T 0761  556 92 53
M  0174 40 90 891
E heide.serra@amica-ev.org


Allgemeine Informationen zur Konferenz
Sakina Abushi
Projektbearbeiterin Naher Osten und Nordafrika
Heinrich-Böll-Stiftung
T 030-28534253
E abushi@boell.de


Eine Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung mit AMICA e.V., Freiburg. Die Konferenz erfolgt mit finanzieller Förderung des Auswärtigen Amts und des Instituts für Auslandsbeziehungen.