Implizite Vorurteile und Eigengruppenevaluation in negativ stigmatisierten Minoritäten
Inwiefern beeinflussen gesellschaftliche Vorurteile und negative Stigmatisierungen die Bewertung der eigenen Gruppe bei Minoritäten? Hängt die Bewertung der eigenen Gruppe vom sozialen Status der Eigengruppe ab?
In meinem Promotionsvorhaben untersuche ich kritisch Annahmen der System Justification Theory (SJT), die postuliert, dass Mitglieder negativ stigmatisierter Minoritäten gesellschaftliche Stereotype und Vorurteile gegenüber der Eigengruppe verinnerlichen und in der Folge Gruppen mit höherem gesellschaftlichen Status (Majoritäten) gegenüber der Eigengruppe präferieren. Laut System Justification Theory verläuft dieser Prozess implizit d.h. unbewusst.
Der Forschungsstand zu impliziten Eigengruppenevaluationen in Minoritäten ist widersprüchlich. Auch lassen sich aus anderen theoretischen Positionen Annahmen ableiten, die den Annahmen der SJT entgegenstehen. So nimmt beispielsweise die Social Identity Theory an, dass Menschen im Allgemeinen, also auch Mitglieder von Minoritäten, danach streben positiv bewerteten sozialen Gruppen anzugehören. Zusätzlich führen motivierte sozial-kreative Vergleiche zwischen Eigen- und Fremdgruppe zu einer positiven Bewertung der Eigengruppe, auch dann, wenn die Eigengruppe auf bestimmten Dimensionen (z.B. Kompetenz) negativ bewertet wird.
Auch stellt sich die Frage, ob implizite Eigengruppenevaluationen primär eine Funktion des sozialen Status sind. Sowohl Theorie als auch Empirie legen den Schluss nahe, dass eine Vielzahl an Faktoren beeinflusst wie Mitglieder negativ stigmatisierter Minoritäten die eigene Gruppe bewerten (z.B. Kontakt zur eigenen Gruppe, Sichtbarkeit der Gruppenzugehörigkeit, Identifikation mit der Eigengruppe).
Um festzustellen welche Position empirisch die größte Unterstützung findet, wird im ersten Teil der Promotion der Forschungsstand quantitativ in Form einer Metaanalyse integriert. Basierend auf den Ergebnissen dieser Metaanalyse werden im zweiten Teil des Promotionsvorhabens experimentelle Untersuchungen durchgeführt, um den Einfluss interindividueller Merkmale auf die Eigengruppenevaluation zu untersuchen.