Gewalt und Unsicherheit in Zentralamerika: Das Versagen der harten Hand und die Auseinandersetzung um demokratische Gegenkonzepte


Lesedauer: 3 Minuten

Podiumsdiskussion am Dienstag, 5. Juli 2016, 18:30 – 20:30 Uhr
Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin

Mit:

  • José Luis Sanz, Journalist, Direktor von “El Faro”, El Salvador
  • Ana Glenda Tager, Regionaldirektorin für Lateinamerika, Interpeace Guatemala
  • Moderation: Bernd Pickert, Auslandsredakteur, taz. die tageszeitung

Ein Drittel aller Morde weltweit wird in Lateinamerika verübt, obwohl dort nur acht Prozent der Weltbevölkerung leben. Zentralamerika – oder genauer: das „nördliche Dreieck“ bestehend aus Guatemala, Honduras und El Salvador - bildet die Spitze der Gewalt: 2015 betrug die Mordrate in El Salvador 116 Morde pro 100 000 Einwohner/innen, die Mordraten in Honduras und Guatemala lagen bei jeweils 60. Zum Vergleich: Der globale Durchschnitt beträgt 6,2 pro 100 000 Menschen, in Deutschland liegt er bei 0,8.

Die Regierungen reagieren auf diese Situation in der Regel mit einer Politik der harten Hand. Doch diese Strategie gerät zunehmend unter Kritik. Denn weder nimmt die Gewalt nachhaltig ab, noch ist die Aufklärungsrate höher oder sorgen die zumeist militarisierten Einheiten für mehr Sicherheit, im Gegenteil: Sicherheitskräften, deren Mitglieder oftmals selbst in mafiöse Strukturen verwickelt sind, werden schwere und systematische Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, in einigen Ländern häufen sich Indizien zur Existenz von Todesschwadronen.

Das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in El Salvador hat mit relevanten Menschenrechtsorganisationen aus Guatemala, Honduras und El Salvador, sowie Vertreter/innen von alternativen Medien und Universitäten ein zivilgesellschaftliches Sicherheitsnetzwerk des Nördlichen Dreiecks (Red de Organizaciones de la Sociedad Civil del Triángulo Norte de Centroamérica) gegründet.

Das Netzwerk arbeitet daran, Erkenntnisse sowie unterschiedliche Interpretationsansätze zum Problem der Gewalt und Unsicherheit und zur Organisierten Kriminalität in der Region zu sammeln und analysieren. Zudem werden grenzüberschreitend und gemeinsam demokratische, menschenrechtsbasierte Gegenkonzepte zur bestehenden Sicherheitspolitik entwickelt.

Der Journalist José Luis Sanz aus El Salvador und die Sicherheitsexpertin Ana Glenda Tager aus Guatemala stellen an diesem Abend die Arbeit des Sicherheitsnetzwerkes vor und diskutieren die Situation von Gewalt und Unsicherheit im nördlichen Dreieck: Welche Faktoren bedingen die extreme Gewalt in der Region? Welchen Einfluss haben die einzelnen Akteure auf staatliche Institutionen und die Demokratie? Wie ist die staatliche Sicherheitspolitik zu bewerten, und welche Ansätze gibt es für demokratische Gegenkonzepte?

Sanz und Tager befinden sich vom 4.-8. Juli im Rahmen eines politischen und fachlichen Besuchsprogramms zu Gesprächen mit Vertreter/innen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft in Berlin und stehen für Interviews gerne zur Verfügung. Kontakt/Anfragen bitte an:

Pressekontakt Heinrich-Böll-Stiftung:
Michael Alvarez Kalverkamp, Pressesprecher
Tel.: +49-(0)30-285 34-202
E-Mail: alvarez@boell.de