Meine Jugendmedientage 2015 in Bonn

Nach vier Tagen zu wenig Schlaf, vielen teilweise hektisch aufeinander folgenden Programmpunkten bleibt wohl mehr als die leichte Erkältung, die ich mir geholt habe.

Es ist das erklärte Ziel der Jugendmedientage (JMT) jungen Menschen Medienkompetenzen zu vermitteln und Medieneinblicke zu ermöglichen. In meinem Fall kann man das definitiv als gelungen ansehen. Besonders sinnvoll war für mich dabei der Workshop zum Thema Musikjournalismus, bei dem wir unterschiedliche theoretische Techniken direkt auf eigene Texte anwenden und in einem Interview mit der Band der JMT-Party ausprobieren konnten. Auch der Kulturjournalismus-Workshop hat durch einen wirklich herausragenden Referenten mein Verständnis dieser inhaltlichen Richtung völlig verändert.

Mir war nach diesem Workshop auch klar, mit welchen Schwierigkeiten Mensch im kulturjournalistischen Bereich zu kämpfen hat. Dennoch haben sich meine beruflichen Ziele durch die Veranstaltung definitiv geklärt: Ich will in ebendiesen Bereich gehen. Da war und bin ich mit Leidenschaft dabei. Und der Einblick in den Unterbereich des Musikjournalismus hat mich darin bestärkt. Auf dem Weg dahin werden die Informationen über andere Angebote für angehende Journalist*innen hoffentlich hilfreich sein. Andere Einblicke, wie etwa zum Corporate Publishing waren zwar hochinteressant, aber haben mir dabei vor allem gezeigt, was ich nicht (werden) will.

Dieser Programmpunkt war dafür Ausgangspunkt interessanter Überlegungen über die derzeit strukturell problematische Situation des unabhängigen Journalismus. Zu Überlegungen haben auch weitere Programmpunkte beigetragen. Beim Podium zur Verantwortung in den digitalen Medien habe ich mir mit anderen Teilnehmer*innen Gedanken über den problematischen Trend weg von der Informationsvermittlung hin zur Unterhaltungsfunktion der Medien gemacht und diese, dessen Ursachen und mögliche Lösungsansätze mit ihnen diskutieren können.

Zu solchen und ähnlichen Überlegungen und Diskussionen kam es unter anderem auch beim Erzählcafé zur Presse- und Meinungsfreiheit und beim Podium zu „Bürgerlich, Männlich, Weiß.“, bei der ich thematisch passend die Flyer zum Programm „Medienvielfalt: Anders“ verteilen durfte. Zu interessanten Diskussionen kam es auch während der Crypto-Party und zu guter Letzt sogar völlig unabhängig von einzelnen Programmpunkten mit den anderen Teilnehmer*innen – etwa darüber, wie sich Geschlechterrollen gerade auch über Medien reproduzieren.

In diesen Überlegungen haben ich und andere Teilnehmer*innen die Veranstaltung selbst nicht ausgeklammert. Kritisch habe ich vor allem den Programmpunkt der Vorstellung von Google-Produkten für Journalisten gesehen. Vor dem Hintergrund, dass es bei den Jugendmedientagen auch um unabhängigen, freien Journalismus und dessen Ethos gehen soll, erschien diese Form von Product-Placement höchst fragwürdig. Andererseits ist eine solche Veranstaltung ohne Sponsoren auch nicht zu stemmen. Andere Kritikpunkte, die wir auch an die Jugendpresse Deutschland gebracht haben, war die Informationspolitik gegenüber den Teilnehmer*innen und manche Aspekte der Teilnehmer*innenbetreuung.

Abschließend: Die Jugendmedientage waren für mich in vielerlei Hinsicht eine sehr lohnende Veranstaltung. Ich denke, ich werde sie 2016 gerne wieder besuchen.

Das war mein Programm bei den JMT 2015:

Donnerstag: Portraitfotografie-Workshop und Eröffnungsveranstaltung mit Podium über Verantwortung in den digitalen Medien.

Freitag: Podium: „Bürgerlich, Männlich, Weiß – genügt uns diese Perspektive?“, Erzählcafé: Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland, Erzählcafé: Corporate Publishing, Kulturjournalismus-Workshop und Crypto-Party.

Samstag: Google-Vorstellung von Werkzeugen für Journalist*innen, Musikjournalismus-Workshop und Abschlussveranstaltung.