Kritik des Rechts oder Kritik der Rechtskultur? Ansätze einer materialistischen Rechtstheorie nach Adorno und Horkheimer
In dem Projekt „Kritik des Rechts oder Kritik der Rechtskultur?“ wird ein Fokus auf zwei zusammenhängende Stränge gelegt: Einerseits geht es um eine vorrangig ideengeschichtliche Betrachtung kritischer Rechtstheorie. Verschiedene Diskurse aktueller wie auch klassischer Rechtskritiken, die auf verschiedenen Ebenen wie etwa Normativität, Praxis und Wirkung operieren, werden dazu rekonstruiert.
Hiermit soll gezeigt werden, dass (und wie) viele dieser (linken) Rechtskritiken in vielfältiger Wiese mit der Sozialtheorie und Kulturkritik der frühen Kritischen Theorie um Theodor W. Adorno und Max Horkheimer zusammenhängen.
Daraufhin soll in der Arbeit versucht werden, die verschiedenen Anknüpfungspunkte zu verbinden, um daraus eine kohärente Rechtstheorie im Anschluss an Adorno und Horkheimer zu entwickeln, die die verschiedenen Ebenen (Normativität, Praxis, Wirkung) verbindet und eine bessere Basis für die Adressierung aktueller rechtlicher Probleme darstellt.
Die Einsichten aus diesem ersten Teil sollen dann auch als Grundlage für den zweiten Strang des Projektes dienen. Im Licht der herausgearbeiteten Mehrebenentheorie des Rechts sollen Widersprüche des modernen Rechts, wie etwa die Kluft zwischen formaler und materieller Gleichheit, und vor allem auch ganz aktuelle Herausforderungen des Rechts, die etwa aus Transnationalisierungsprozessen oder verstärkten Migrations- und Fluchtbewegungen hervorgehen, betrachtet werden.
Dabei soll ein besonderer Fokus auf Momente der Exklusion und Herrschaftsverhältnisse im und durch das Recht gelegt werden, um somit eine fruchtbare Kritik auf den verschiedenen Ebenen des Rechts zu entwickeln und ggf. auch alternative Formen gesellschaftlicher Kohäsion, gegenüber der liberalen Idee des „neutralen“ Rechts als Rahmen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, zu diskutieren.