Chrsitina Schade, Universität – Stuttgart

Verwirklichungschancen in der brasilianischen Stadtentwicklung

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Im Rahmen der Doktorarbeit sollen eine Herangehensweise zur Anwendung des Ansatzes der Verwirklichungschancen von Amartya Sen in Stadtentwicklungsprozessen in brasilianischen favelas aufgezeigt und entwickelte Ergebnisse auf Übertragbarkeit in aktuelle Planungsformate überprüft werden.

Dem liegt die Hypothese zugrunde, dass die Berücksichtigung von Verwirklichungschancen in Stadtentwicklungsprogrammen langfristig Grundlagen für die Überwindung von Armut ausbilden kann, indem prioritäre Handlungsfelder von den Betroffenen selbst identifiziert werden und Programmressourcen effektiv zum Abbau von Hindernissen für eine eigenständige Entwicklung und zur Verstärkung vorhandener Ressourcen und Strategien eingesetzt werden.

Dazu müssen individuell verschiedene Möglichkeiten zur Realisierung eines eigenen Lebensentwurfs berücksichtigt werden, die in Anlehnung an den Ansatz der Verwirklichungschancen über verfügbare Freiheiten und Mittel erfasst und als Zielindikatoren in aktuelle Programme der Stadtentwicklung integriert werden könnten.

Im Forschungsfokus steht daher die Fragestellung, wie eine konstante und neutrale Schnittstelle zur Wissensvermittlung zwischen Planern und Zivilgesellschaft ausgebildet werden kann, um lokale Entwicklungshemmnisse und -potentiale zu erfassen, diese in existierende Datenformate zu übersetzen und den zuständigen Behörden als zusätzliche Informationsgrundlage bereits vor Planungsbeginn zur Verfügung zu stellen.

In die Untersuchung sollen lokale Universitäten eingebunden werden, die aufgrund ihrer Interdisziplinarität und wissenschaftlichen Reflexivität des eigenen Handelns gute Grundlagen für die durchzuführenden Beteiligungsprozesse aufweisen und als unabhängige und angesehene Wissenschaftseinrichtungen ein großes Potential für den institutionalisierten Wissenstransfer haben.

Dadurch sollen Lösungen für Ursachen mangelhafter Bürgerbeteiligung in der aktuellen brasilianischen Stadtentwicklungspraxis entwickelt werden: Durch eine Entkoppelung der partizipativen Diagnose- und Lösungsfindungsphase von der aktuellen Planung kann ein ausreichend großes Zeitfenster für umfassende Beteiligungsprozesse geschaffen werden.

Die dafür nötigen Kompetenzen können unter Anleitung der Lehrpersonen in den Universitäten beim Nachwuchs ausgebildet und konstant reflektiert werden. Zudem können in der Verfügbarmachung von allgemein zugänglichen Daten die Ergebnisse von Planungen in ihrer Kongruenz mit lokalen Zielsetzungen verifiziert werden und so die Transparenz in Planungsentscheidungen erhöht werden.