Nicht die Bohne wert?

Das EU-Mercosur-Abkommen, Brasiliens Soja-Boom und die Folgen:
Länderbericht und Diskussion mit Martin Häusling MdEP

Donnerstag, 23. November 2017, 19.00 Uhr - 21.00 Uhr
Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin 

Mit:
Prof. Antônio Inácio Andrioli, (brasilianischer Sozialwissenschaftler und Agrarexperte)
Jochen Koester (VLOG -Verband Lebensmittel ohne Gentechnik und CEO AgroTrace S.A.)
und
Martin Häusling (agrarpolitischer Sprecher der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament)

Moderation:
Christine Chemnitz (Referentin Internationale Agrarpolitik, Heinrich-Böll-Stiftung)

Obwohl das EU-Mercosur-Abkommen, das noch in diesem Jahr zu Ende verhandelt werden soll, ein rund achtfach höheres Handelsvolumen als das von CETA aufweist, wird es öffentlich kaum diskutiert.  In den Verhandlungen stehen Rohstoffe, vor allem aber der wachsende Agrarhandel im Fokus. So füttert Europa seine Mastschweine mit bis zu 80% billigem, gentechnisch veränderten Eiweißfutter wie Soja aus der Mercosur-Region. Ein mögliches Abkommen wird in Europa jedoch aufgrund der starken landwirtschaftlichen Konkurrenz in Südamerika zumeist nur als Bedrohung der hiesigen Landwirtschaft und Landwirte wahrgenommen.

Dabei ist das Ausmaß der agrarindustriellen Umwelt- und sozialen Folgen in Brasilien bereits jetzt katastrophal und geht oft mit schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen einher. So ist Soja mittlerweile Brasiliens wichtigstes Exportprodukt. Die steigende Nachfrage hat jedoch zu einer drastischen Ausweitung der Anbaufläche geführt – mit verheerenden sozialen und ökologischen Folgen: Fortschreitende Entwaldung, zunehmender Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat, die das Trinkwasser der Bevölkerung vergiften, wie auch Landvertreibung und Zerstörung der Selbstversorgung von kleinbäuerlichen Familien und indigenen Gemeinden. Für ihren Widerstand gegen die aggressive Sojaexpansion zahlen sie einen hohen Preis: Sie werden oft bedroht und zunehmend häufiger ermordet.

Europa steht für Brasiliens Soja-Boom und seine Folgen unmittelbar in der Verantwortung, denn die hiesige Massentierhaltung von Hühnern und Schweinen wäre ohne die immensen, zunehmend gentechnisch veränderten Futtermittelimporte aus Übersee gar nicht möglich. Was ist in Europa politisch zu tun, damit unsere Billigschnitzel der Umwelt und den Menschen in anderen Ländern nicht teuer zu stehen kommen?

Darüber diskutiert Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament, mit dem brasilianischen Sozialwissenschaftler und Agrarexperten Prof. Antônio Inácio Andrioli, und Jochen Koester, einem ausgewiesenen Kenner der internationalen Branche und Verfechter eines gentechnikfreien und nachhaltigen Soja-Anbaus.

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Pressekontakt:
Heinrich-Böll-Stiftung: Michael Alvarez Kalverkamp, Pressesprecher, E-Mail presse@boell.de T 030-28534-202