Patrick Wielowiejski, Humboldt-Universität – Berlin

Neonationalismus und Homosexualität: Eine queere Perspektive auf Homofreundlichkeit im westeuropäischen Rechtspopulismus

Lesedauer: 1 Minute

Rechtspopulistische Parteien in Westeuropa beginnen zunehmend, als Verteidigerinnen liberaler „westlicher Werte“ aufzutreten, z.B. für die Akzeptanz von Homosexualität. Dieser Diskurs stellt einen historischen Bruch dar, sind Homosexuelle als „Andere“ doch traditionell als dem Wohl der Nation schädlich betrachtet und folglich von rechten Parteien attackiert anstatt umworben worden. Meine Arbeit befasst sich mit diesem Phänomen aus der Perspektive der kulturanthropologischen Politikfeldanalyse (Anthropology of Policy) und verbindet diese mit Konzepten aus den Queer Studies. Die Rechtspopulismusforschung ist in erster Linie politikwissenschaftlich orientiert; kulturanthropologische Zugänge, die es vermögen strukturelle und akteurszentrierte Erklärungen zu verbinden, sind bisher selten. In meiner Arbeit frage ich danach, wie der Policybereich Antidiskriminierung (im Speziellen: Toleranz gegenüber Homosexuellen) in rechtspopulistischen Parteien diskutiert, diskursiv begründet und in national eingefärbte Selbstbilder eingebunden wird. Eine Kombination von diskursanalytischen und ethnografischen Methoden in Deutschland, der Schweiz und Norwegen soll im Sinne der Cultural Studies eine Kritik der gegenwärtigen „historical conjuncture“ ermöglichen, um zu fragen, welche Rolle der Topos der „Homofreundlichkeit“ im politischen und ökonomischen Kontext unserer Zeit spielt.