Über den Roman "Und sagte kein einziges Wort"

Sie befinden sich in "Kapitel 4: Die ersten Erfolge (1952 - 1958)".

1953 erscheint der Roman "Und sagte kein einziges Wort". Thema des Romans ist die Suche nach Heimat. Dargestellt wird dies am Beispiel eines Heimkehrers, dessen Ehe durch das Elend der Lebens- und Wohnverhältnisse gefährdet ist. Dieser Roman erlebt innerhalb eines Jahres eine zweite Auflage und wird Bölls erster auch finanzieller Erfolg.

Böll über die heftigen Diskussionen, die sein Roman "Und sagte kein einziges Wort" auslöste.

"Es gab heftige Diskussionen innerhalb des katholischen Milieus in Deutschland, es war sozusagen ein Roman, der unerträglich war fürs Milieu, mehr als manches, was ich später geschrieben habe, gerade wegen dieser ehekritischen und existenzialistischen und etwas anarchistischen Elemente. Es gab also Diskussionen, auch einige, an denen ich teilnahm, und ich erinnere mich, daß ich sagte: »Ich kann mir eine Ehe ohne Ironie gar nicht vorstellen.« Und da ging es los, da platzte die Bombe, da hatte ich einen wunden Punkt berührt; natürlich damit auch die Herrschaft des Mannes angetastet und, sagen wir, den Samen der Rebellion bei den Frauen ausgestreut.

Das ganze Spiel, Stärke, Schwäche, starker Mann, schwache Frau, schwache Frau, starker Mann, starke Frau, starker Mann ist eigentlich absurd. Menschen lieben sich, sie leben zusammen, sie kriegen Kinder, sie richten sich ein, sie verabreden sich, treffen bestimmte Vereinbarungen, wie man das unter Freunden und auch unter Liebenden machen kann, und dann kommen von außen die Probleme rein, Schule, Erziehung, Rechtlichkeit, Standpunkt des Kindes in der Gesellschaft, und all dieses kommt von außen durch die Kirche und den Staat. Insofern schwebt mir schon eine anarchische Gesellschaft vor, und das drückt sich wahrscheinlich in all diesen Romanen und Erzählungen und Essays aus."

(Aus einem Interview mit René Wintzen, 1978)

aus:
„Eine deutsche Erinnerung“ von Heinrich Böll
© 1979 by Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln

--

Navigation