Förderpreis der "Gruppe 47"

Sie befinden Sich in "Kapitel 3: Die Nachkriegszeit (1945 - 1951)".

Erste Einladung zu einer Tagung der von Hans Werner Richter geleiteten 'Gruppe 47' im Mai 1951 nach Bad Dürkheim. Böll trägt dort seine Erzählung "Die schwarzen Schafe" vor und erhält bei der Stichwahl um den ersten Preis eine Stimme mehr als Milo Dor.

Die Gruppe 47

Die »Gruppe 47« - der damals bekannteste Zusammenschluss von Schriftstellern in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, ging aus dem kleinen Redaktionsteam der Zeitschrift »Der Ruf« in München hervor. Die Zeitschrift, 1946 gegründet, wurde 1947 von der amerikanischen Militärverwaltung unter der Herausgeberschaft von Hans Werner Richter und Alfred Andersch vorübergehend eingestellt, die beiden Herausgeber wurden entlassen. (Neuer Herausgeber wurde danach der Publizist Erich Kuby.)

Im Herbst 1947 trafen sich die alten Herausgeber mit weiteren Schriftstellerinnen und Schriftstellern, um Beiträge für eine neu zu gründende (dann nicht zustande gekommene) Literaturzeitschrift zu diskutieren. Daraus ergaben sich regelmäßige Treffen einer Gruppe, die sich dann den Namen »Gruppe 47« gab. Zum Organisator der Treffen und damit zum »Chef« entwickelte sich Hans Werner Richter. 1962 formulierte er als Ziele der Gruppe:

  1. demokratische Elitenbildung auf dem Gebiet der Literatur und der Publizistik;
  2. die praktisch angewandte Methode der Demokratie einem Kreis von Individualisten immer wieder zu demonstrieren mit der Hoffnung der Fernwirkung...;
  3. beide Ziele zu erreichen ohne Programm, ohne Verein, ohne Organisation und ohne irgendeinem kollektiven Denken Vorschub zu leisten.

Eingeladen zu Tagungen der Gruppe wurde nur, wer von Hans Werner Richter für »würdig« befunden wurde. Heinrich Böll kam zur Tagung 1951 mehr zufällig und auf Empfehlung von Alfred Andersch.

Als sehr bedeutsam erwies sich der »Preis der Gruppe 47« für die literarische Entwicklung der jungen Bundesrepublik Deutschland. Er wurde erstmals 1950 vergeben - und die Tagungen entwickelten sich immer mehr zu einem »Markt« für Schriftsteller, Lektoren und Verleger. Die Preisträger wurden in geheimer Wahl von allen Anwesenden gewählt. Es durfte nur jemand gewählt werden, der auf der Tagung auch vorgelesen hatte. Da es sich um einen Förderpreis handelte, durfte er nur an noch unbekannte Autoren vergeben werden. Preisträger waren u.a.: Günter Eich (1950); Heinrich Böll (1951); Ilse Aichinger (1952), Ingeborg Bachmann (1953) und Günter Grass (1958).

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