Über den ersten Lektor

Sie befinden Sich in "Kapitel 3: Die Nachkriegszeit (1945 - 1951)".

Erste Anerkennung als junger Autor erfährt Böll durch die Publikation der Kurzgeschichte "An der Brücke" in der von Hans Werner Richter und Alfred Andersch begründeten Zeitschrift "Der Ruf", die zu dieser Zeit eines der bedeutenden Publikationsforen der jungen deutschen Literatur darstellte.

Als Autor von Kurzgeschichten war Böll auch schon im Friedrich Middelhauve Verlag bekannt. Der Lektor des Verlags Paul Schaaf bat Böll um die Zusendung unveröffentlichter Geschichten, darunter auch die längere Erzählung mit dem Titel Z"wischen Lemberg und Cernowitz". Daraufhin kommt es im April zum Abschluß eines ersten Verlagsvertrages.

Heinrich Böll über seinen ersten Lektor: Paul Schaaf

"Ich muß sagen, ich habe sehr viel gelernt von meinem ersten Lektor, den ich hatte; das ist ein Mann, der kaum bekannt war, mit dem ich also alle Manuskripte durchgesprochen habe; es war Paul Schaaf vom Middelhauve Verlag. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber da wurde eben jedes Manuskript ganz genau Zeile für Zeile durchgesprochen; erst mal das Gesamte, dann im Detail, und der hat mich aufmerksam gemacht auf Möglichkeiten, sagen wir, meines Ausdrucks, die ich noch gar nicht entdeckt hatte, verstehen Sie.

Hat dann aber auch Wucherungen oder, wenn man so pathetisch-geschwätzig wird - ich habe so ungeheure Mengen pathetisch-geschwätzigen Kram geschrieben -, mit Vorsicht rausgenommen und so weiter ... Man muß das dann verteidigen, und manches können Sie nicht verteidigen, nur wenn Sie jemand mit dem richtigen Argument konfrontieren. Ich habe sehr viel gelernt an mir selbst; ich glaub, man kann im Grunde nur an sich selbst und mit sich selbst lernen."

(Aus einem Gespräch mit Nicolas Born und Jürgen Manthey, 1977)

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