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Ruanda als Vorzeigenation in der Umweltpolitik

Die treibende Kraft in Ruandas Umweltpolitik: Präsident Paul Kagame.
Foto: World Economic Forum (Quelle: Flickr.com). Dieses Foto steht unter einer Creative Commons Lizenz.

5. Oktober 2009
Von Marc Engelhart
Von Marc Engelhardt

15 Jahre ist es her, da lag Ruanda in Schutt und Asche: Extremistische Hutu-Milizen hatten innerhalb von nur hundert Tagen mehr als 800.000 Tutsi und moderate Hutu ermordet, das Land war wortwörtlich von Leichen übersät. Kaum jemand hielt es für möglich, dass der Zwergstaat im Herzen Afrikas sich von dem Völkermord jemals erholen könnte.

Tatsächlich ist Ruanda heute in vielen Bereichen eine Vorzeigenation, so auch in der Umweltpolitik. Präsident Paul Kagame, wegen seiner autoritären Regierungsführung oft gescholten, nimmt den Klimawandel und seine Folgen so ernst wie sonst kaum ein Staatsoberhaupt. „Afrikas Wirtschaftswachstum hängt direkt von Landwirtschaft, Tourismus, Fischerei und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen ab“, erklärt er seine Position. „All das ist nur mit einem effektiven Umweltmanagement möglich“.

Die Frage nach einer ökologisch nachhaltigen Energieversorgung des Landes steht für die Regierung im Mittelpunkt, die das Land bis 2020 zum Schwellenland machen will. „Seit November vergangenen Jahres pumpen wir Methan vom Grund des Kivusees herauf und treiben damit einen Generator an“, sagt Eva Paul, ehemals GTZ-Mitarbeiterin und in Ruandas Infrastrukturministerium für Energiefragen zuständig. Das Projekt ist weltweit einmalig. Das Methan, erzeugt von Bakterien, die am lichtlosen Grund des tiefen Sees organisches Material zersetzen, wird auf 55 Milliarden Kubikmeter geschätzt – das entspricht der Energie von 40 Millionen Tonnen Öl. Für ein Land, in dem bis vor kurzem noch Brennholz der Hauptenergieträger war, ist das ein Quantensprung.

„Im Moment werden vom Kivusee zwei Megawatt ins Netz eingespeist, das ist eine von der Regierung finanzierte Pilotanlage“, so Paul. In etwas mehr als einem Jahr soll das erste richtige Methankraftwerk ans Netz gehen. „Wir haben einen Vertrag mit der amerikanischen Firma Contour Global unterschrieben, die 100 Megawatt bis Ende 2010 erzeugen wird“. 100 Megawatt, das ist fast doppelt so viel wie Ruandas derzeitige Gesamtleistung von 57 Megawatt.

Und das ist noch nicht alles. Eine 2008 verabschiedete Nationale Energiestrategie fördert praktisch alle erneuerbaren Energien. Die nahe der Hauptstadt errichtete größte Solaranlage Afrikas ist ein Prototyp für „Insellösungen“. Zurzeit werden dort, wo es kein Stromnetz gibt, Schulen und Krankenhäuser mit Solarzellen ausgestattet. Das gleiche Ziel haben die 15 000 Biogasanlagen, die derzeit mit Unterstützung der GTZ vor allem an Latrinen von Kleinbauern installiert werden. „Die Familien kochen mit Biogas statt mit Feuerholz, das schont die Ressourcen“, erklärt Koordinator Gerard Hendriksen.

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