Biodiversität in Amazonien

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11. Februar 2008

Dossier: Klima und Wandel in Amazonien

Heinrich-Böll-Stiftung, Regionalbüro Brasilien, Rio de Janeiro

Das Amazonasgebiet setzt sich aus verschiedenen Ökosystemen zusammen, zu denen neben Amazonien auch Teile der Savannenlandschaft Cerrado und des Sumpfgebietes Pantanal gehören. Es zeichnet sich durch ein Mosaik heterogener Vegetationen aus, die sich in ihrer Struktur und der Zusammensetzung von Flora und Fauna stark unterscheiden. Darüber hinaus stellt es ein Reservoir für 16 Prozent des Süßwassers der Erde dar. Dank dieser Vielfalt weist das Amazonasgebiet die höchste Biodiversität weltweit auf. Die Wälder der Region beherbergen schätzungsweise eine Million Tier- und Pflanzenarten, was ca. 60 Prozent aller Lebensformen unseres Planeten ausmacht. Wissenschaftlich erfasst sind davon jedoch weniger als ein Drittel.

Demzufolge leidet der gesamte Planet unter der gegenwärtigen Zerstörung dieses Ökosystems durch Holzeinschlag und andere ausbeuterische Tätigkeiten. Die gravierendsten und direkten Folgen der Abholzung bekommen jedoch vorwiegend die indigenen Völker und anderen traditionellen Bewohner des Waldes zu spüren. Diese verfügen über tiefgreifende Kenntnisse über eine nachhaltige Nutzung, die die biologische Vielfalt der Umwelt erhält, in und von der sie seit Jahrhunderten leben. Neben der Abholzung haben die traditionellen Völker mit einer weiteren Bedrohung zu kämpfen: Die Biopiraterie in ihren Territorien und die Enteignung ihrer überlieferten Kenntnisse durch Patente.
Auf internationaler Ebene sind traditionelles Wissen und Praktiken indigener und lokaler Gemeinschaften duch die Biodiversitätskonvention (CBD) der UN geschützt. Darin wird festgelegt, dass das Wissen nur unter Zustimmung der Träger dieses Wissens weiter verwendet werden darf und diese angemessen am Nutzen ihres Wissens beteiligt werden müssen. In Brasilien versucht das Statut der Indigenen Gemeinschaften diese Konvention umzusetzen, geht jedoch davon aus, dass die indigenen Rechte selbst nur durch das Patentieren geschützt werden können. Paradoxerweise sind von diesem Schutz alle Erkenntnisse ausgenommen, die wissenschaftlich erarbeitet wurden, selbst wenn diese kommerziellen Zwecken zukommen. Zwar werden derzeit im brasilianischen Kongress neue Gesetzesvorschläge zum Schutz traditioneller Rechte besprochen, diese sind jedoch sehr vage im Bezug auf die Entschädigung traditioneller Gemeinschaften.

 

Aus Böll-Thema, Februar 2008, erstellt vom hbs-Büro in Rio de Janeiro

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