Mittwoch, 13. Juni 2007
Wie auch immer man zu der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens stehen mag, an der aktuellen Debatte, an der Art und Weise, wie um diese Frage gerungen und wie sie diskutiert wird, zeichnet sich ab, was dem gesellschaftlichen Diskurs schon lange gefehlt hat:
- Ein gesellschaftspolitisches Thema, das die sozialen Phantasien beflügelt. Hier wird jenseits technokratischer Reformpolitik darüber nachgedacht, auf was hin Reformen sich lohnen und wie wir künftig leben wollen.
- Eine Debatte, die mit viel Emotion geführt wird, denn denn es geht um Fragen von Menschenbild und Würde in Verbindung mit Fragen nach dem Grundverhältnis von Staat und Individuum.
- Eine Debatte, die quer durch die Gesellschaft geht,. vom akademischen Prekariat bis zu den "kleinen" Angestellten mit den Kleinstverdienstenworking, von working poor bis zu kleinen und mittelständischen UnternehmerInnen...
- Eine Debatte, die zudem quer durch die politischen Lager verläuft und eine willkommene Auflockerung der Vorhersehbarkeit parteipolitischer Verlautbarungen ist. Politikverdrossenheit haftet dieser Debatte nicht an, weil andere Menschen miteinander diskutieren als üblich, weil andere Allianzen bestehen als üblich und weil völlig anders diskutiert wird als üblich!
Die aufgeworfenen Fragen zu konkretisieren ist von großer Bedeutung für den politischen Diskurs. Hierzu wollen wir unter dem Dach der Grünen Akademie einen Beitrag leisten.
Dabei liegt uns sehr daran, nicht im Pro-Contra-Schlagabtausch steckenzubleiben. Wir brauchen Raum für die Konkretisierung der aufgeworfenen Fragen, auch innerhalb der BefürworterInnen. Dieses Werkstattgespräch soll zu einer solchen Vertiefung der Fragen insbesondere hinsichtlich der gesellschaftlichen Dynamik führen.
Welche Folgen hätte ein solcher Paradigmenwechsel in der Sozialpolitik? Mit welchen individuellen Niederschlägen ist zu rechnen? Welche Rolle spielen der Begriff von Würde und Menschenrecht? Handelt es sich beim bedingungslosen Grundeinkommen um einen Politikansatz, der die gesellschaftliche Teilhabe gesellschaftlicher Gruppen verhindert? Würde es zu einer Freisetzung bürgerschaftlicher Kräfte und brachliegender Kreativität und Potenziale kommen?
Und: Welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssten zu dem bedingungslosen Grundeinkommen eingeführt werden? Gerade die Frage nach den institutionellen Leitplanken eines solchen Konzeptes müssen intensiver herausgearbeitet werden, zumal Grundeinkommen und Institutionen insb. aus den Bereichen Bildung, Sozial- und Arbeitspolitik in einer Wechselbeziehung stehen.
TeilnehmerInnen
Anke Erdmann (LaVo Schleswig-Holstein, Grüne Akademie)
Adrienne Goehler (Kultursenatorin a.D., Buchautorin „Verflüssigungen“; Grüne Akademie)
Rena Tangens (BigBrotherAward, Bielefeld, Grüne Akademie )
Kirsten Selbmann (Promovendin bei der Grünen Akademie)
Lukas Beckmann (Fraktionsgeschäftsführer Bündnis 90/Die Grünen; Mitglied der MV der Heinrich-Böll-Stiftung)
Andreas Poltermann (HeinrichBöllStiftung, Grüne Akademie)
Peter Siller (Heinrich-Böll-Stiftung; Grüne Akademie)
Gabriele Teckentrup (Psychotherapeutin, Hamburg)
Markus Kurth (MdB Bündnis 90/Die Grünen; Sozialpolitischer Sprecher)
Brigitte Pothmer (MdB Bündnis 90/Die Grünen, Arbeitsmarktpol. Sprecherin)
Robert Habeck (LaVo Schleswig-Holstein)
Stephan Schilling (GrüneJugend)
Manuel Emmler (Netzwerk Grundeinkommen)
u.a.