Boykott ist Vergangenheit. Carrotmob ist Zukunft. Mit organisierter Kaufkraft versucht diese junge amerikanische Bewegung, Einzelhändler für den Klimaschutz zu gewinnen. Die Idee ist einfach, sagt Carrotmob-Initiator Brent Schulkin: „Für Geld machen Firmen alles.“ Bringt Klimabewusstsein Profit, dann denken Unternehmen um, sparen Energie oder investieren in Solarzellen. Gemeinsam können Verbraucher einen wirtschaftlichen Anreiz setzen: Indem sie ihre Einkäufe organisieren, schaffen sie Kaufkraft und Verhandlungspotential. Wettbewerb wird neu definiert. Honoriert wird das Unternehmen mit dem stärksten Umweltbewusstsein. Lassen sich amerikanische Firmen darauf ein?
Brent hat es ausprobiert. In seiner Heimatstadt San Francisco besuchte er 23 Getränkeläden und erzählte von seinem Vorhaben, ein umweltbewusstes Netzwerk von Verbrauchern zu schaffen. Sein Netzwerk würde den Laden belohnen, der den höchsten Anteil seiner Umsätze in Energiesparmaßnahmen investiere.
Die Angebote reichten von anfangs zehn Prozent zu letztlich 22 Prozent am Gesamtumsatz. David Lee vom KD-Markt zeigte das größte Engagement für Energieeffizienz. Das brachte Brent einen Sieger und David Geld: Am vereinbarten Tag folgten hunderte Unterstützer Brents Aufruf, standen geduldig Schlange vor dem KDMarkt, um dann gezielt zu kaufen, was sie sonst bei der Konkurrenz erstanden hätten.
Für den KD-Markt ging die Rechnung auf. Anstelle der üblichen 2000 Dollar spülte die Kaufaktion des Carrotmob an diesem Tag 9276,50 Dollar in die Kasse. Geld genug, um sämtliche Lichtanlagen des Ladens zu sanieren und somit in Zukunft 887 KW/h Strom zu sparen. David und Lee sind von der gemeinsamen Aktion begeistert: „Das ist positive Kooperation. Die beste Firma gewinnt. Der Verbraucher gewinnt. Und die Umwelt gewinnt.“ Und so will der Karottenmob wachsen. Nicht nur Einzelhändler, sondern große Unternehmen sollen in Zukunft um die Kaufkraft des umweltbewussten Verbrauchers buhlen. Brent nutzt dafür das Internet. 2586 Mitglieder zählt seine Gruppe auf Facebook bereits. Weitere Netzwerke entstanden vor kurzem in Helsinki, Finnland, und sogar in Karachi, Pakistan.
Böll.Thema Ausgabe 1/2009 - Green New Deal
Wir befinden uns inmitten einer Transformationskrise des Kapitalismus. Im Zentrum steht die Idee eines «Green New Deal», die weltweit als Antwort auf die Doppelkrise von Wirtschaft und Umwelt diskutiert wird. Diese Ausgabe von Böll.Thema leuchtet aus, wie die Weichen in Richtung Zukunft gestellt werden können. mehr»» Dossier: Auf dem Weg zu einem Green New Deal