Lars Keßler, Universität Rostock

Antikes Umweltbewusstsein - Antikes Formbewusstsein? Persuasive Strategien in Columella, De Re Rustica

Lesedauer: 1 Minute

Columellas De Re Rustica (DRR) ist entgegen modernen Erwartungen an Fachschriftstellerei literarisch komponiert. Seine Aussagen weisen über eine agrartechnische und wirtschaftliche Unterweisung weit hinaus. Mein Ziel ist es, einen umfassenden Blick auf DRR als literarisches Werk zu werfen und heutigen Lesern zugänglich zu machen.

Dazu werde ich den Einfluss, den römische Rhetorik als Kompositionsprinzip auf DRR hatte, in Qualität, Ausmaß und Funktion ermitteln, und zwar anhand von expliziten (Reflexionen des Autors über sein Schreiben) und impliziten Gesichtspunkten (Strukturierung und Stilisierung des Werks und seiner Argumentation).

Der bisherige Blick auf ethische und gesellschaftspolitische Stellungnahmen in DRR als Programmatik unter dem Deckmantel der fachlichen Unterweisung greift zu weit. Colummellas Weltschmerz, ehrenhafte Motive und Gesellschaftskritik lassen sich vielmehr als eine sein Werk umspannende Überzeugungsstrategie für ein Wirtschaftsmodell verstehen.

Schlussfolgerungen zum Umgang mit DRR im Besonderen und mit römischen Fachtexten im Allgemeinen sollen gezogen werden, um die Berücksichtigung rhetorischer Bauformen bei ihrer Deutung zu unterstreichen: Lässt sich DRR dem rhetorisch-deliberativen Genre zuschreiben? Welche Aussagetiefe und Verlässlichkeit in Sachfragen ist in antiken Fachtexten zu erwarten?