Hannah Gerlach, Universität Potsdam

Paardiskurse im deutschsprachigen Literaturbetrieb
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Mit dem schreibenden „Paar“ nimmt das Promotionsprojekt ein vielfach tradiertes, in seinen Ausprägungen und Implikationen jedoch bislang kaum untersuchtes Konzept in den Blick: Neben den seit Jahrhunderten in literatur- wie populärwissenschaftlichen Publikationen beliebten männlichen Produktionsgemeinschaften – Goethe und Schiller etwa, Pound und Eliot oder Wordsworth und Coleridge – wurden in den letzten Jahrzehnten gerade intime heterosexuelle Beziehungen Schreibender vielfach in Biographien wie Sammelbänden behandelt. Deren Gesamttendenzen aber weckten trotz teils produktiv erscheinender Einzelergebnisse zu Recht Bedenken einiger neuerer Forschungsarbeiten: Nicht nur beklagen seit Langem diverse als Paar diskutierte Schreibende ihre unzutreffende Behandlung, die erwähnten nichtgleichgeschlechtlichen Schwerpunkte existierender Literatur lassen sich textuell auch kaum begründen, legen im Gegenteil den Verdacht nahe, gerade in Darstellungen beliebter, vielrezipierter Zweierkonstellationen könnten sich Vorannahmen und fixe Schemata finden. Am Beispiel verschiedener wiederholt gemeinsam diskutierter Schreibender geht das Dissertationsvorhaben diesen Vermutungen nach. Systematisch untersucht es Selbst- wie Fremddarstellungen der diskutierten Konstellationen – die gemeinsam als Paardiskurse im Sinne Michel Foucaults begriffen werden – auf Regeln und Stereotype hin. Einzeltextanalysen mit paarübergreifenden Vergleichen verbindend, stellt die Arbeit somit nicht nur eine Erweiterung bestehender Forschung zu den genannten Schreibenden dar, sondern auch eine Metareflexion literaturwissenschaftlicher wie allgemein publizistischer Verfahrensweisen.