Chancengerechtigkeit in der Begabtenförderung

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Unser  von 2010 bis 2012 von Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördertes Projekt "Chancengerechtigkeit" hatte das Ziel, vor allem Studierende aus nicht-akademischen Elternhäusern (der sog. „First Generation“) sowie Studierende mit Migrationsgeschichte materiell und ideell zu unterstützen. Darüber hinaus hatte das Projekt auch jene Studierendengruppen im Blick, die in unserem Förderwerk zum Zeitpunkt des Projektbeginns ebenfalls unterrepräsentiert waren. Dazu gehören Studierende aus den sog. MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technikwissenschaften) – vor allem jene, die sich für Umwelt-, Energie-, oder Klimafragen interessieren – sowie Studierende an Fachhochschulen.

Das Projekt hat sehr gute Ergebnisse erzielt: So haben inzwischen mehr als 33 Prozent der von uns Geförderten eine Migrationsgeschichte; die Zahl der FH-Geförderten konnte verdoppelt werden;  mehr als 27 Prozent der geförderten Studienstipendiat/inn/en studiert ein MINT-Fach und rund 40 Prozent der aktuell Geförderten hat einen nichtakademischen Hintergrund.
Nach Ende der Projektlaufzeit zum 31. Dezember 2012 werden wir zukünftig diese Schwerpunkte in unserer Begabtenförderung beibehalten und verstetigen.

Das Studienförderprogramm "Medienvielfalt, anders: Junge Migrantinnen und Migranten in den Journalismus“, in dem wir junge Studierende mit dem Berufsziel Journalismus fördern, wird zudem als eigenständiges Projekt fortgeführt.

 

Unsere Zielgruppen auf einen Blick

  • Studierende aus der First Generation (aus einem nicht-akademischen Elternhaus)
  • Studierende aus den MINT-Fächern mit einem Umweltschwerpunkt
  • Studierende aus Fachhochschulen
  • Studierende mit Migrationsgeschichte (aus Einwandererfamilien, mit bi-kulturellem oder bi-nationalem Hintergrund)
 

Warum haben wir diese Förderschwerpunke in der Studienförderung?

Bildungshintergrund und Migrationsgeschichte der Eltern sind immer noch bestimmende Einflussfaktoren für die Bildungslaufbahn in Deutschland. Abiturienten und Abiturientinnen aus nicht-akademischen Elternhäusern und Studierende aus Einwandererfamilien ohne einen akademischen Abschluss erfahren diese Selektionsmechanismen besonders deutlich, und zwar vor allem an den Übergängen zur weiterführenden Schule, zum Studium und zur Promotion. Strukturelle Hindernisse, Diskriminierung im Bildungssystem und die eigene Sozialisation können Ursachen für diese Schieflage sein. Auch die Frage, wie ein Studium finanziert werden kann, spielt für die Studienentscheidung eine Rolle. Hier sind die Begabtenförderwerke besonders gefragt, ihr Förderprogramm für die im Studium und vor allem in der Begabtenförderung unterrepräsentierten Gruppen weiter zu öffnen.
 
Das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, sich für die im eigenen Förderwerk unterrepräsentierten Gruppen besonders zu engagieren, indem es Zugangsbarrieren bei der Studienaufnahme, möglichen Schwierigkeiten während des Studienverlaufs und Barrieren vor dem Studienabschluss mit unterschiedlichen Maßnahmen und Förderangeboten entgegenwirkt.
 

Ideelles Begleitprogramm und Beratung

Wir möchten Studierende und Promovierende aus den o.g. Zielgruppen für unsere Studien- und Promotionsförderung gewinnen und bieten ihnen nicht nur ein Stipendium, sondern auch ein abwechslungsreiches Begleitprogramm. Biographierelevante, lebenskontextbezogene, soziale und kulturelle Differenzen verlangen ein Unterstützungssystem, das keine Stereotypisierung des Bedarfs bestimmter Gruppen konstruiert. Stipendiatinnen und Stipendiaten unterstützen uns in diesem Anliegen, etwa bei der Ansprache von interessierten Studierenden, im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit an ihren Hochschulen oder sie stehen als geschulte Coachs, d.h. als Beraterinnen und Berater für jüngere Stipendiatinnen und Stipendiaten,  zur Verfügung.
 

MINT-Fachstudierende

Im Rahmen unseres Förderschwerpunkts „MINT-Fachstudierende mit einem Umweltschwerpunkt“ bieten wir Veranstaltungen zu aktuellen umweltrelevanten und gesellschaftspolitischen Themen an wie Klimawandel, Ressourcenpolitik und Menschenrechte, die durch den Diversity-Ansatz und Interdisziplinarität geprägt sind. Neben den thematischen Schwerpunkten wollen wir als Stiftung vor allem den interdisziplinären Dialog und den Blick über den „Tellerrand“ der eigenen Fachkultur hinaus fördern. Des Weiteren haben wir mit ausgewählten Hochschulen eine enge Zusammenarbeit, um Studierende gezielt für eine Bewerbung um die Studienförderung zu gewinnen.
 

Coachingprogramm "Grün vernetzt"

Das Coachingprogramm „Grün vernetzt“ bietet einen Rahmen für den Austausch und die Beratung von Stipendiatinnen und Stipendiaten durch „erfahrene“ Stipendiatinnen und Stipendiaten. Auf den Einführungsveranstaltungen organisieren wir  niedrigschwellige und informelle Begegnungen der neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten mit den „erfahrenen“ Coachs. Unser Diversity-orientiertes Coachingprogramm versucht den Herausforderungen einer steigenden Heterogenität der Stipendiat/inn/enschaft mit Qualifizierung und Förderung der „erfahrenen“ Coachs gerecht zu werden.
 

Förderung von Nachwuchsjournalist/inn/en mit Migrationsgeschichte: "Medienvielfalt, anders"

Nachwuchsjournalist/inn/en mit Migrationsgeschichte (aus Einwandererfamilien, mit bi-kulturellem oder bi-nationalem Hintergrund) werden durch ein besonderes Begleitprogramm und ausgewählte Medienpartner für den Einstieg in den Journalismus vorbereitet.
 

Kooperationen

Wir kooperieren mit mehreren Hochschulen und Initiativen wie Arbeiterkind.de, die ebenfalls unsere Zielsetzung verfolgen, unterrepräsentierte Gruppen zu einem Studium zu ermutigen. Im Rahmen  unseres Journalismusprogramms „Medienvielfalt, anders“ arbeiten wir zudem mit verschiedenen Medienpartnern zusammen.
 

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