Visuelle und musikalische Beiträge eröffnen das Festival «Wider die Müdigkeit». Der Film «Abendland» von Nicolaus Geyrhalter erzählt eindrucksvoll von einer «ermüdeten» westlichen Gesellschaft. Der Künstler Assaf Etiel (VJ Sniper) dekonstruiert in seiner Video-Performance kunstvoll die Bilder vom Aufbruch in der arabischen Welt. Das Musikensemble Olivinn entwickelt eine kontrastreiche, dynamische Beziehung zwischen Orient und Okzident und das kraftvolle Aufeinanderprallen der Kulturen zu überraschend harmonischen Pasticcios.
Hinweis: Alle Veranstaltungen, die im Großen Saal der Heinrich-Böll-Stiftung stattfinden, werden durch einen Livestream übertragen.
- 17.00 – 18.30, Kleiner Saal
Europa bei Nacht: «Abendland» – Ein Filmpoem
von Nicolaus Geyrhalter (Österreich)
In «Abendland» wird ein ganzer Kontinent zum Sujet der Beobachtung. In ungeschönten Bildern zwischen Alltag und Extremen stellt der Dokumentarfilmer Nicolaus Geyrhalter den Zustand des gegenwärtigen Europas aus. Entstanden ist eine groß angelegte visuelle Collage unserer Leistungsgesellschaft, die selbst bei Nacht niemals zur Ruhe kommt. Europa ist in ständiger Bewegung. Eine positive Form der Müdigkeit, ein inspirierendes Nichts-Tun, wie es der Philosoph Byung-Chul Han fordert, ist nur ganz selten zu spüren.
- 18.00, Beletage
Ausstellungseröffnung
«Metro» – die Graphic Novel von Magdy El-Shafee (Ägypten)
Ein Thriller, eine Liebesgeschichte, ein Roman aus dem Untergrund der pulsierenden Stadt Kairo – und eine der ersten ägyptischen Graphic Novels überhaupt: «Metro» von Magdy El-Shafee. Unmissverständlich spricht der
Pionier der ägyptischen Comic-Szene die sozialen und politischen Probleme der ägyptischen Gesellschaft an: Korruption, die Willkür der Polizei, sexuelle Frustration, die Aussichtslosigkeit der Jugend und die Rolle der Medien. Die Ausstellung zeigt Originalzeichnungen mit der deutschen Übersetzung des Islamwissenschaftlers Stefan Winkler.
- 18.20, Treppe
Video-Performance: VJ Sniper
Der Berliner Video-Künstler Assaf Etiel aka VJ Sniper (Israel) lässt uns die Bilder der Revolutionen und Umbrüche durch seine dekonstruierende Mix-Technik neu betrachten. Ungeahnte Zusammenhänge entstehen, wenn die Bilder aus unterschiedlichen Orten und Zeiten miteinander kommunizieren.
- 18.40, Treppe
Begrüßung
Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
im Anschluss Konzert, Großer Saal 1
Grenzenlose Musik von Orient und Okzident
Ensemble Olivinn: Begüm Tüzemen – Gesang, Özgür Ersoy – Baglama/
Mey/Duduk und Sinem Altan – Klavier (Istanbul/Berlin)
Das Ensemble Olivinn ist sowohl in der europäischen als auch in der orientalischen Musiktradition zuhause. In den Stücken des Trios treffen geografisch, stilistisch und historisch weit entfernte Musikkulturen aufeinander.
Das Ensemble bewahrt die Authentizität traditioneller orientalischer Instrumente, befreit sie aber auch von ihrer angestammten Rolle.
Musik: Ensemble Olivinn spielt «Forelle-Hekimoglu»
- 19.00, Großer Saal 1 Deutsch
«Ich will meinen Diktator behalten!»
Gespräch mit Hamed Abdel-Samad (Ägypten), Achmed A. W. Khammas
(Syrien), Moderation: Daniel Gerlach (Deutschland)
Es ist ein düsteres Bild, das der Autor Abdel-Samad von der Zukunft der islamischen Kultur zeichnet, er sieht sogar deren Untergang. Khammas' Blick in die Zukunft ist ein anderer. Als Kolumnist hält er nicht viel von arabischen Autokraten, aber den syrischen Präsidenten Assad möchte er behalten. Gleichwohl hat Khammas den Fortschritt in der arabischen Welt im Blick. In den 70ern eröffnete er den ersten Schallplattenladen in Damaskus, bereits in den 80ern entwickelte er thermische Solaranlagen in Syrien, und zuletzt klonte der Sci-Fi Autor den islamischen Propheten Mohammed.
Musik: Ensemble Olivinn spielt «Kara Toprak /Schwarze Erde»
- 19.45, Pause
- 20.00, Großer Saal 1 Englisch/Deutsch mit Simultanübersetzung
Kunst in Zeiten des Umbruchs
Gespräch mit Aida Eltorie (Ägypten), Borka Pavićević (Serbien) und
Frie Leysen (Belgien), Moderation: Adrienne Goehler (Deutschland)
Wird Kunst in Umbruchzeiten politischer? Mit Aida Eltorie, Borka Pavićević
und Frie Leysen werden wir über Positionen und Reaktionen von Künstlerinnen
und Künstlern auf gesellschaftliche und politische Missstände in Europa, den
arabischen Ländern und den Balkanstaaten sprechen. Wo und wie finden diese
Missstände Eingang in den künstlerischen Produktionsprozess?
Musik: Ensemble Olivinn spielt «V'adoro pupille – Haydar Haydar»
- 21.00, Pause
- 21.15, Großer Saal 1 Englisch/Deutsch mit Simultanübersetzung
Gespräch mit Sondos Shabayek (Ägypten), Nuria Fatykhova (Russland),
Gregory Fabre (Frankreich), Wiktar Malischewsky (Weißrussland) und
Geraldine de Bastion (England)
Einerseits stellt das Internet besonders in autoritären Regimen einen Freiraum
dar, der es erlaubt, politische, soziale und physische Restriktionen zu
umgehen. Andererseits versuchen immer mehr Regierungen, Rechte und
Meinungsfreiheit im Internet zu beschneiden, Zensur auszuüben und Menschen
zu verfolgen. Unsere Gäste berichten über ihre Erfahrungen.
Musik: Ensemble Olivinn spielt «Jerusalem-la Ilahe»
- 22.30, Ausklang