Nina Kullrich, Universität Bayreuth

Skin Colour' Politics and Social Stratification in India - A Transdisciplinary and Intersectional Approach to Fairness Preference, Skin Lightening, and Hegemonic Whiteness

Mein transdisziplinär im Bereich der Kultur- und Sozialwissenschaft angesiedeltes Promotionsvorhaben fragt nach historisch-ideologischen Voraussetzungen und gesellschaftlichen Folgen eines sich am Konsum sog. ‚skin-lightening‘-Produkte manifestierenden ‚Desire for Fairness' in Indien; sowie dem Zusammenhang von Weißsein und hegemonialer Macht in einer globalisierten Welt.

Dazu beschäftige ich mich u.a. mit (indigenen) Rassifizierungstheorien, Colorism, dem Arier-Mythos und Ansätzen der Kritischen Weißseinsforschung. Ich möchte untersuchen, wie sich religiöse und soziale Verhältnisse indischer Gesellschaften mit ideologischen Importen der Kolonialmächte und einer „global White Supremacy“ der kapitalistischen Moderne verschränken. Meine Arbeit soll damit einen Beitrag leisten zu Positions- und Richtungsbestimmung der (insbesondere in der BRD) noch jungen Kritischen Weißseinsforschung und mitwirken an einer transnationalen Historisierung von ‚Weißsein‘. Neben den Macht- und Analysekategorien Geschlecht, Klasse und christliche Religion, in deren Verschränkung Weißsein in westeuropäischen und nordamerikanischen Kontexten untersucht wird, müssen in Bezug auf Indien weitere soziale und religiöse Hierarchisierungskonzepte wie Kaste und Hinduismus einbezogen werden, was auch eine Revision bisheriger Theorien und Instrumentarien der Kritischen Weißseinsforschung erforderlich machen dürfte.

Nach einer textbasierten Analyse der hierarchisierenden Klassifizierungskategorien ‚race‘ , ‚caste‘ und ‚color‘ sollen Werbespots für Hautaufhellungsprodukte und somit verschiedene Werbestrategien der Kosmetikkonzerne untersucht werden; schließlich plane ich eine qualitative Feldforschung durchzuführen, um Konsumverhalten und Körperpraktiken junger Frauen in Indien einzubeziehen. Folgende Fragen werden dabei im Zentrum der Untersuchungen stehen: Welche Merkmale und Privilegien von ‚Weißsein‘ werden mit den Hautaufhellungsprodukten als käuflich beworben; wie verhalten sich Erwartungen der Konsumentinnen und Versprechen der Kosmetikkonzerne zu den tatsächlichen Voraussetzungen sozialer, kultureller und ökonomischer Teilhabe in einer globalisierten Welt? Es gilt herauszufinden, welche Rolle die europäische (!) Hautaufhellungsindustrie in Bezug auf (Un)Möglichkeiten einer Dekonstruktion und Dekolonisierung von Weißsein als Ideologie und Herrschaftssystem in Indien spielt.