Ethnisierung im Amateurfußball? Eine Untersuchung am Beispiel von Fußballvereinen mit Türkeibezug in Berlin
Wer einen Blick auf die Tabellen des Berliner Amateurfußballs wirft, der findet dort Namen wie Galatasaray Spandau, BSV Hürtürkel oder Türkiyemspor Berlin. Diese Vereine werden in den Medien und in der Politik, in der Forschung sowie im Alltag als ,türkische Fußballvereine‘ beschrieben. Fragt man Vertreterinnen und Vertreter der Vereine selbst, so wehren sie sich häufig gegen diese Zuschreibung. Häufig verstehen sie sich als Spandauer, Kreuzberger oder Berliner, andere wiederum sehen sich als alevitische oder kurdische Vereine. Wieder andere betonen, sie seien einfach nur Fußballvereine. In meinem Dissertationsprojekt stellt sich folgende Frage: Welche Identität rücken die Vereine und ihre Mitglieder in den Mittelpunkt und welche Rolle spielt dabei Ethnizität? Diese Frage möchte ich mit qualitativen Forschungsmethoden beantworten, in dem ich drei Fußballvereine mit Türkeibezug in Berlin über die Saison 2012/2013 begleite. Die Bedeutung von Ethnizität seit der Gründung der untersuchten Vereine im Wechselspiel mit ihrer Umgebung, z.B. in der Interaktion mit gegnerischen Mannschaften, mit dem Berliner Fußballverband oder mit dem Sportgericht, soll mit Hilfe qualitativer Interviews und teilnehmender Beobachtung herausgearbeitet werden. Ziel der Arbeit ist es, zugeschriebene Identitäten und Stereotype zu hinterfragen und mit Selbsteinschätzungen der Akteure zu kontrastieren, um daraus Schlüsse zu dynamischen Identitäten und Alltagsrassismus im Amateurfußball und letztendlich auch in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland zu ziehen.